Wer
hätte je gedacht, dass diese Band, die einst das Vorprogramm
von "Bush" bestritt und damals noch etwas unreif wirkte,
einmal zu einer globalen Attraktion im internationalen Rockzirkus
avancieren würde? Manege frei für "Muse" heißt
es im Spätherbst, wenn sich das englische Trio auf eine ausgedehnte
Europa-Tournee begibt. Mit im Gepäck haben Matthew Bellamy (Gitarre,
Gesang und Piano), Chris Wolstenholme (Bass) und Dominic Howard (Schlagzeug)
ihr neues Meisterwerk "Black Holes & Revelations".
Die
ewigen Vergleiche mit "Radiohead" dürften spätestens
bei diesem Album verstummt sein. Denn so vielseitig wie hier klang
die englische Band aus der Grafschaft Devon noch nie.
Es
scheint als hätten die Musiker die 70er Jahre in all ihren musikalischen
Facetten, vom groovigen Disco-Sound über melodiösen "Abba"-Pop
bis hin zu sattem Bluesrock und feinsten Chören im Stile von
"Queen" verinnerlicht, um etwas Eigenes daraus zu machen.
Vielschichtigkeit
ist das Leitmotiv, das sich an dem Stück "Knights Of Cydonia"
am besten festmachen lässt. Es klingt, als galoppierten drei
Easy Rider auf dem Progressive-Rock-Trip an der Ponderosa vorbei gen
Mexiko, wo sie Mariachi-Bläser begrüßen, ehe die Band
Freddy Mercury und seinen Mannen von "Queen" ihre Referenz
erweist.
Drama,
Pathos, Leidenschaft und Dynamik charakterisieren eine Musik, die
den Zuhörer vom ersten Ton an in seinen Bann zieht. Doch damit
nicht genug: Der neue Silberling ist auch ein Labsaal für alle
Freidenker, Revoluzzer und Freunde düsterer Visionen.
Matt
Bellamy und seine Jungs gehen mit wachem Auge durch eine globalisierte
Weltordnung, die von Terrorangst, Kriegen und der Diskussion um den
gläsernen Menschen geprägt ist. Da lässt George Orwells
großer Bruder grüßen ("Take A Bow"), wird
der Mangel an Gerechtigkeit in dieser Welt beklagt ("Soldier's
Poem"), wird dazu aufgerufen, den Regierenden in dieser Welt
Paroli zu bieten ("Assassin").
Denn
für Matt Bellamy, der sich so kämpferisch wie noch nie gab,
ist die Zeit für eine Veränderung hin zum Guten längst
reif.
Wie
heißt es doch so schön in dem famosen Schlussstück
"Knights Of Cydonia"? "The time has come to make
things right. You and i must fight for our rights. - Die Zeit ist
gekommen, die Dinge zum Besseren zu wenden. Wir müssen kämpfen
für unsere Rechte."
Matt
Bellamy spricht damit vielen "Muse"-Fans - und sicherlich
nicht nur ihnen - aus dem Herzen.
"Black
Holes & Revelations" Muse
(Warner Music 2564635092)"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, November 2006
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