Sie liebt Amy Winehouse und Marvin Gaye, und doch ist ihre eigene Musik von ganz anderen Einflüssen inspiriert: Ana Moura gehört zur kleinen, aber auch international ungemein erfolgreichen Riege einer jungen Generation portugiesischer Fado-Sängerinnen. Als solche verzückte sie selbst die Rolling Stones und Prince. Nachdem Mick Jagger sie singen gehört hatte, holte er sie zum Rolling Stones-Konzert in Lissabon auf die Bühne und sang "No expectations" mit ihr. Prince traf sie im vergangenen Jahr - er kam extra aus den USA nach Paris, um sie live zu sehen, nachdem er ihre CDs gehört hatte. Das Ergebnis der verabredeten Zusammenarbeit steht noch aus.
Zwischenzeitlich hat Ana Moura ihr viertes Studioalbum veröffentlicht: "Leva-me aos fados", begleitet durch eine große Europatournee im Frühjahr 2010. Eingespielt wurden die fünfzehn Stücke mit urtypischem Fado-Ensemble aus klassischer und portugiesischer Gitarre, Bassgitarre und Kontrabass. Auf weitere Instrumente verzichtet sie ganz - im Unterschied zu ihren berühmten Kolleginnen Mísia und Mariza, die auf ihren Alben deutlich experimentierfreudiger zu Werke gehen und brasilianische Bossanova, afrikanische Rhythmik, Chanson oder Flamenco in ihre Arrangements einbinden.
Die Wahrung des "Reinheitsgebots" erklärt Ana Mouras außerordentlichen Erfolg beim heimischen Publikum ("Leva-me aos fados" wurde bereits mit Platin ausgezeichnet"), doch das allein ist es nicht: Mit leicht dunkel gefärbter Stimme trifft sie direkt ins Herz, ohne dabei allzu melancholisch oder trauernd zu wirken - immer schwingt eine zarte Leichtigkeit mit, ein leiser Hauch der Fröhlichkeit, der ihre Lieder auch für ein 'ungeübtes' Publikum zugänglich macht, selbst dann noch, wenn es der portugiesischen Sprache gar nicht mächtig ist.
Videolink: Ana Moura "Leva-me aos fados"/youtube
Einen Ausbruch aus diesem Konzept erlaubt sie sich erst mit dem letzten Titel "Nao é um fado normal" ("Das ist kein richtiger Fado"), den ihre Kollegin Amélia Muge schrieb: Hier wird Fado mit Folklore und mittelalterlichen Instrumenten verknüpft - ein interessanter und spannungsreicher Kontrast, den sie unbedingt vertiefen sollte.
Ana Moura wuchs, wie sie auch im CD-Kritik.de "O-Ton" verriet, mit Gitarren auf. So fand sie frühen Zugang zur Musik im allgemeinen - und zum Fado im besonderen, seit sie als 20-Jährige erstmals ein Fadolokal besucht hatte. Heute hat sie einen erheblichen Anteil daran, dass das noch vor wenigen Jahren als angestaubt und hoffnungslos veraltete Genre eine großartige Renaissance erfährt, auf das man in Portugal wieder stolz sein kann.