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Morrissey,
wie wir ihn lieben
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel


Morrissey ist wieder voll in seinem Element. Auf seinem neuen Album "Ringleader Of The Tormentors" ist er Feingeist, Grübler, Zyniker und Religionskritiker in einem, der über Themen wie Sex, Liebe, Tod und Gewalt singt.

Nur eines ist er nicht: ein bequemer Zeitgenosse. Welch andere Popstar als Morrissey würde es wagen, in einen Dialog mit Gott zu treten, und dabei frech-frivol von den "explosiven Fässchen zwischen den Beinen" trällern?

Geistig anregend sinniert er in dem Eröffnungsstück "I Will See You In Far Off Places" über den "Clash Of Civilazation - den Kampf der Kulturen und Religionen" und verknüpft ihn mit Fragen nach dem tieferen Sinn des Lebens. Das ist Morrissey, wie wir ihn lieben!

Musikalisch hat sich der einstige Kopf der Kultband "The Smiths" vom eher weichen, edlen Popsound des Vorgängeralbums "You Are The Quarry" verabschiedet.

Meisterproduzent Toni Visconti, der schon Werken von David Bowie den letzten Schliff verlieh, hat ihm ein mitunter raueres Rockkleid gezimmert, das mit Ecken und Kanten, zuweilen auch recht geradlinig daherkommt.

In dem bereits erwähnten Stück "I Will See You In Far Off Places" wird passend zum Text mit Pauken und Trompeten sowie verzerrten Riffs ein düster-bedrohliches Soundszenario voller Dramatik entworfen, als stünde der Weltuntergang bevor.

Auch bei dem famosen Song "Life Is A Pigsty" wartet der Maestro ein weiteres Mal mit einem pompösen Klanggemälde auf, das beim Zuhörer keine Langweile aufkommen lässt. Einen Kinderchor rückt Morrissey ebenfalls ins rechte Licht ("The Youngest Was The Most Loved").

Ein gelungenes Album, das die Vorfreunde auf Morrisseys Konzert bei "Rock im Park" in Nürnberg und "Rock am Ring" in der Eifel deutlich steigert.

P.S.: Die Streicher auf dem Song "Dear God Please Help Me" wurden von keinem geringeren als dem legendären Film-Komponisten Ennio Morricone abgemischt.

"Ringleader Of The Tormentors" Morrissey (Attack/Sanctuary)
ist eine Gast-Kritik von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, März 2006


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