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Lyrische Strahlkraft


Um die Musik von Patty Moon treffen zu beschreiben, reicht eigentlich der Titel ihres 2004 erschienenen Debüt-Albums: "Clouds inside". Auch ihr neues Album klingt nämlich nach bewölkter Seele, nach Melancholie und verhaltenen Schatten - und eben nicht nach strahlendem Sonnenschein, gleißendem Licht und Hitze. Und doch: Auch der Schatten hat seine schönen, berührenden Seiten, auch in der Popmusik, wie wir spätestens seit Beth Gibbons und Portishead, eigentlich aber schon seit Billie Holiday und Juliette Gréco wissen.

"Lost in your head" ist nun erneut ein sich selbst erklärender Albumtitel. Die eigenen Gedanken verlieren sich in der Musik, würde man sagen, aber in dem Sinne, dass sie von den Klängen inspiriert und getragen werden - wirklich verloren geht dabei überhaupt nichts, im Gegenteil: Man horcht regelrecht auf.

Patty Moon, eigentlich Judith Heusch, ist eine der ganz wenigen deutschen Musikerinnen in einem Genre, das neben den Triphop-Protagonisten vor allem Nordeuropäerinnen vorbehalten scheint: Emiliana Torrini, Anja Garbarek, Sophie Zelmani, Stina Nordenstam und Lise Westzynthius dürfen durchaus als Referenzen genannt werden, ohne damit festlegen zu wollen, wer die Pionierfunktion innehat. Alle gemeinsam jedoch beziehen sich letztlich ja auch auf die Vorarbeit der großen Songwriterinnen von Joni Mitchell über Kate Bush bis Suzanne Vega.

In diesem sehr breiten Universum bleibt für Patty Moon und ihren musikalischen Begleiter, Multi-Instrumenalist Tobias Schwab, viel Raum für den eigenen Weg. Eine intime Gitarre, ein behutsames Klavier, majestätische Bläser, dramatische Streicher, aber auch ein verspieltes Akkordeon, dazu viel Undefinierbares, leise Störgeräusche aus dem Hintergrund, mit denen eine allzu einlullende Atmosphäre gebrochen wird - gemeinsam mit dem bedächtigen, nüchtern-klaren Gesang Patty Moons entsteht so ein erhabener, manchmal fast feierlicher Klang, dessen Genre sich nur schwerlich festmachen lässt.

Wie auch ihre zuvor genannten Kolleginnen scheint Patty Moon Grenzen zu überwinden. Sie spielt mit Pop, Chanson, Folk, Jazz und Electronica, ohne sich letztlich für einen Bereich zu entscheiden. "Lost in your head" hat verstörend schöne Momente, Musik, Text und Stimme sind gleichermaßen von lyrischer Strahlkraft, und der konsequente, eigenwillige Sound gibt dem Album seinen unverwechselbaren Charakter: In dieser Musik verliert man sich nur zu gern.

 

© Michael Frost, 03.10.2008


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