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Kate Bush im
Gypsybrass-Rausch

 

Das ist echte Innovation: Pulsierende Clubsounds, cool und elektronisch, verwoben mit wild dröhnenden Bläsern. Nicht auf die Art, wie Amy Winehouse und Gefolge die Soulpop-Szene aufmischten, sondern mit einem ganz besonderen Rhythmus, der direkt vom Balkan stammt. Boban und Marko Markovich, Bandleader eines der großartigsten Roma-Orchesters, führen hier eine famos aufspielende Bläsersektion an, mit der Miss Platnum ihrem aktuellen Album "The sweetest hangover" einen außergewöhnlichen Sound verpasst, bei dem trotzdem nicht die Folklore im Vordergrund steht.

Seit ihrem Debüt vor zwei Jahren arbeitet die Berlinerin mit rumänischen Wurzeln an der Verbindung von Soundelementen, die zunächst gegensätzlich klingen, aber ein gemeinsame Wirkung haben. Sowohl westlicher Clubsoul als auch die traditionelle Partymusik Südosteuropas haben etwas Beschwörendes, Tranceartiges, Hypnotisierendes - und in der Verbindung erst recht.

Videolink: Miss Platnum "She moved in" (Regie: Peter Fox) / youtube 

Es donnert und lärmt mit ungeheurem Tempo, wirkt herausfordernd und mitreißend - selbst in den leisen, gefühlvollen Passagen, auf die "The sweetest hangover" keineswegs verzichten will.

"Don't go to strangers" zeigt beispielhaft, dass Trompeten auch zur Trauer fähig sind, in "The long goodbye" kommt ein melancholisches Hackbrett zum Einsatz, bevor Miss Platnum schließlich mit der größten Überraschung des Albums aufwartet: einer fulminanten Coverversion der an sich sakrosankten, weil nicht zu übertreffenden Kate Bush. Doch "Babooshka 2009" löst den Anspruch der Transposition des Hits von 1980 in die Gegenwart mit beeindruckender Verve ein: Kate Bush wird mittanzen, sowohl zu ihrem eigenen Song als auch zu den übrigen, die auch vor Hindipop ("Bollywood Movie") und Latinglamour ("If you were mine") nicht Halt machen.

Miss Platnun sorgte bereits seit ihrem Debüt "Chefa" im Vorprogramm von SEEED und Peter Fox für Furore. Mit "The sweetest hangover" profiliert sie sich selber als Hauptact. Eine Verknüpfung zwischen Clubsound und Folklore in vergleichbar perfekter Symbiose ist zuletzt Madonna mit "Ray of light" gelungen. Miss Platnum hat von der Popqueen gelernt, doch mehr als das. "The sweetest hangover" zeigt, dass die Queen of Pop nicht mehr die Hegemonie über den Dancefloor besitzt. Zur Nachfolgerin könnte durchaus eine rumänische Berlinerin werden.

© Michael Frost, 19.09.2009

Videolink: Miss Platnum "Babooshka 2009" / youtube
 


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