Das
MacherInnen der SWR 3 New Pop Festival haben sich mit ihrem ausgeprägten
Gespür für interessante Newcomer einen Namen gemacht, der
das Festival regelmäßig zu einem der wichtigsten Musikereignisse
des Jahres macht. Unter anderem Eagle-Eye Cherry, Anastacia, Jay-Jay
Johanson, Him und Travis wurden auf dem Festival vorgestellt, bevor
sie einem größeren Publikum bekannt wurden.
In
diesem Jahr hat das Trio "Mir" aus dem kanadischen Halifax
alle Chancen, in die Fußstapfen der Festival-Heroen vergangener
Jahre zu treten. Ihr luftiger Gitarren-Pop präsentiert sich unkonventionell
und melodiös, funkig-schwebende Chorus-Line nehmen Anleihen bei
Simply Red, Geigen im nostalgischen Philadelphia-Sound verleihen den
Liedern fast Schwerelosigkeit und können nur durch kontrastierende
Breakbeats Bodenhaftung bewahren.
"Mir"
besteht aus Sänger und Songwriter Asif Illyas, seinem Bruder
Shebab (Bass) und Schlagzeuger Adam Dowling. Die Familie der Illyas-Brüder
stammt ursprünglich aus Sri Lanka, aber die Kinder wuchsen bereits
in England auf, bevor sie nach Kanada übersiedelten. Asif und
Shebab versuchten sich zu Beginn ihrer musikalischen Laufbahn als
Duo und nahmen die EP "What's wrong with being sexy" auf.
Auf
ihrem Debüt-Album als Trio schlagen Mir auch eine Brücke
zwischen der östlichen Herkunft von Asif und Shebab und ihrer
westlichen Heimat: Das Instrumental "C11H12N202" verbindet
Sitar und Tablas mit Computerklängen und Streicher-Arrangements,
bevor es übergangslos in den Titelsong "Invisible Science"
gleitet, das wiederum eine schwelgende Popnummer ist, bei der man
sich gefahrlos zurücklehnen und genießen kann. Fast alles
auf "Invisible science" klingt seltsam vertraut und neu
zugleich; hier wird der Pop nicht neu erfunden, nur neu und mit künstlerischer
wie handwerklicher Raffinesse zusammen gesetzt.
Die
für das Album notwendigen Erfahrungen mit dem Zusammenspiel akustischer
Instrumente und elektronisch erzeugter Klänge sammelte das Trio
bei unzähligen Live-Vorstellungen in Halifax. Dort traten sie
immer wieder in Begleitung von DJs, Keyboardern und eines Streicher-Trios
auf: Zeitweilig versammelten sie bei ihren Gigs ein kleines Orchester,
das sie hoffentlich auch beim New Pop-Festival dabei haben, um den
satten Sound von "Invisible Science" möglichst wirkungsvoll
präsentieren zu können.
MF
/ 15.09.2001