Angesichts
fortschreitender Globalisierung sollten Entdeckungen fremder Länder
und Kulturen eigentlich immer seltener werden. Andererseits ist
es überhaupt erst durch die weltweite Vernetzung möglich
geworden, das Ferne aus der Nähe zu betrachten.
Das
in den Niederlanden ansässige label "World Connection"
hat sich zur Aufgabe gemacht, in den verschiedensten Ecken der Erde
nach profilierter Musik zu forschen - und ihren Interpreten oft
genug zu einer internationalen Karriere verholfen.
Ein
weiterer Anwärter auf solch eine Karriere könnte auch
Mikidache sein. Der Sänger und Songwriter stammt von den Komoren,
einer Inselgruppe, die zwischen Madagaskar und dem afrikanischen
Kontinent liegt. In seiner Heimt gilt Mikidache als einer wichtigsten
Interpreten traditioneller Musik. Inzwischen lebt er zwar, wie so
viele seiner Kollegen aus der so genannten "Weltmusik",
in Paris, weil er dort die güngstigsten Bedingungen vorfand,
um seinen Lebensunterhalt mit der Musik bestreiten zu können.
Tatsächlich erhielt er schon 1999 für sein erstes Album
"Kauli" die Auszeichnung als bester Newcomer von Radio
France Internationale (RFI).
Seinem
Rhythmus nach zu urteilen muss die Bevölkerung der Komoren
ein lebenslustiges Volk sein, wenn auch eines mit großen gesellschaftlichen
Problemen. Mikidache jedenfalls nimmt in seinen Liedern durchaus
Stellung zur sozialen Wirklichkeit seines Landes und formuliert
seine Kritik in direkten, klaren Worten. So fordert er die Politiker
auf, das Land mit Verantwortungsgefühl zu regieren ("Hima")
und von seinen Landsleuten verlangt er die endgültige Abschaffung
der Vielehe: "Ist es nicht besser nur eine einzige Frau zu
haben, sie für immer zu lieben und für die Zukunft der
Kinder zu sorgen?" ("Kazatova").
Musikalisch
bedient er sich verschiedener Musikstile, wie sie in seiner Heimat
und der umgebenden Region üblich ist. Er singt in zwei wichtigen
Sprachen der Inselrepublik: Mahoré und Malagasi. Auf diesem
Wege kann er sich tatsächlich Zugang zu allen Bevölkerungsschichten
des Landes. Übrigens hat auch sein Name auf Mahoré eine
besondere Bedeutung. Übersetzt heißt Mikidache: Guter
Mensch. Umso bemerkenswerter, als hierzulande der "Gutmensch"
fast als Schimpfwort gehandelt wird. Und so hat die Globalisierung
auch ihr Gutes: man kann von anderen Kulturen lernen - und zur Musik
ihrer Übermittler tanzen.
©
Michael Frost, 18. September 2004