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Kontrapunktische
Vielschichtigkeit

von Hans Happel


Brad Mehldau ist der Romantiker unter den weltweit anerkannten Jazz-Pianisten. Mit seinem kantigen und geradezu klassischen Anschlag beherrscht er rasante Tempi, elegische Dehnungen und kontrapunktische Vielschichtigkeit.

Auf dem 2005 erschienenen Album DAY IS DONE verwandelt Mehldau zusammen mit seinen langjährigen Trio-Partnern Larry Grenadier (bass) und Jeff Ballard (drums) Pop-Preziosen von Burt Bacharach, Lennon-McCartney und Paul Simon in zeitlos gültige Jazz-Standards.

Paul McCartneys MARTHA MY DEAR wird parodistisch in die Form einer romantischen Klaviersonate gekleidet. Das Titelstück des von Mehldau hochgeschätzten - früh gestorbenen - Liedermachers Nick Drake ist ein neun Minuten langes Klagelied, dessen ergreifend schlichte Melodie - hier mit dem Bassisten im Duett - fast fugenartig durch wechselnde Tonarten geführt wird.

Paul Simons 50 WAYS TO LEVE YOUR LOVER ist ein Höhepunkt dieses dicht gewebten Albums. In diesen achteinhalb Minuten steigert sich Mehldau in die für ihn typischen Klaviergewitter hinein, die schließlich unvermittelt in allersanfteste Melodiösität umschlagen.

Seine exzellenten Mitmusiker müssen in diesen extrem aufgeladenen Solo-Sekunden schweigen, bevor sie sich wieder ins Spiel werfen und dafür sorgen, dass Mehldau nicht aus der Form gerät, denn so locker und zugleich konzentriert wie hier im Trio-Format haben wir ihn lange nicht mehr gehört.

© Hans Happel, 04. Februar 2006


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