Man
muss Stereotypen überwinden, um sich dem Flamenco-Gesang
von Mayte Martín nähern zu können.
Denn ihre Art des Flamenco hat mit dem, was man außerhalb
Spaniens als solchen kennt, kaum etwas zu tun. Mayte
Martíns Flamenco ist nicht etwa temperamentvoller
Pop à la Gypsy Kings, sondern dramatischer
und sehnsüchtiger Gesang, bei dem sich Rhythmus
und Instrumentierung der Stimme unterordnen - "minimalistisch
arrangiert", so könnte man sagen, oder:
Mayte Martín singt in die Stille hinein.
Mayte
Martín entführt in die Fremde. In ein
fremdes Spanien, dessen Seele sich nicht an der Oberfläche
erschließen lässt; in die verstörende
Schönheit dieser Musik muss man eintauchen, man
muss bereit sein, sich ihr ganz hinzugeben, sonst
wird man ihr Wesen niemals erahnen können.
Wie
der Blues einer Billie Holiday oder der Fado einer
Amalia Rodriguez verbreiten auch die Flamenco-Lieder
von Mayte Martín eine Atmosphäre geradezu
elektrisierender Spannung, einen Raum für Leiden
und Leidenschaften, in dem sie ein ganzes Universum
der Liebe, Enttäuschung und Verzweiflung ausbreitet.
Mayte Martín singt nicht bloß, sie erzählt,
flüstert oder fleht, die Bandbreite der Stimmungen,
die sie mit ihrer Stimme zu erzeugen in der Lage ist,
scheint gleichsam unendlich.
Das
Repertoire ihres aktuellen Albums "Querencia"
besteht aus Adaptionen traditioneller Stücke
und Texte. Mit deutlichen Worten bekennt sich Mayte
Martín zu diesen alten Liedern: