Diese Zeile aus dem Song "Shine" beschreibt treffend "Industrial
silence", das Debütalbum des norwegischen Rockquartetts
Madrugada. Schwermütige, aber dennoch meist rockige Stücke
mit wunderschönen Melodien. Das ganze Album ist von einer gewissen
(typisch norwegischen?) Melancholie durchzogen, die sich bereits im
Namen der Band andeutet: Madrugada heißt nämlich auf spanisch
Morgenröte.
Die
musikalischen Einflüsse der Norweger reichen von den Doors über
Nick Cave bis hin zu Chris Isaak (genau, der mit "Wicked game").
Allein diese drei Namen unterstreichen schon die Vielfalt in ihren
Songs. Trotz dieser so unterschiedlichen "Vorbilder" ist
es der Band gelungen, einen ganz eigenen unverwechselbaren Stil zu
kreieren, den man am besten als düsteren, melancholischen Rock
bezeichnet.
Als
Ergänzung zum klassischen "Rock-Line-up" der Band (Gesang,
Gitarre, Bass, Schlagzeug) verwenden die vier Musiker auch unkonventionellere
Instrumente. Einige Songs werden neben Piano und Hammondorgel auch
mal von einem Glockenspiel untermalt.
Getragen
wird dieser Sound von der intensiven, meist angenehm tiefen Stimme
des Sängers, die wohl das größte Plus von Madrugada
darstellt. Mal klingt sie kraftvoll und leidenschaftlich, dann wieder
sanft und verletzlich.
Zu
den herausragenden Tracks des Albums gehört der Opener "Vocal",
der zu Beginn von druckvollen Gitarren bestimmt wird. Im Verlauf des
Liedes wechseln sich rockige und ruhigere Passagen auf faszinierende
Weise ab, man weiß nie, in welche Richtung es als nächstes
geht.
Das
bereits erwähnte "Shine" ist eine gefühlvolle
Ballade mit einem unglaublich intensiven Refrain. Muss man Norweger
sein, damit einem so eine unter die Haut gehende Melodie einfällt?
Wahrscheinlich schon.
"Electric"
fängt langsam an, steigert sich dann aber zu einer genialen,
mitreißenden Rocknummer. Der Sänger liefert hier seine
beste Performance ab und es ist vor allem ihm zu verdanken, dass einen
der Song bis zum Ende nicht mehr loslässt.
Viele
der Lieder erschließen sich einem erst nach mehrmaligem Hören.
Überraschende Wendungen und plötzliche Steigerungen innerhalb
eines Stückes sorgen immer wieder für Abwechslung und Erstaunen.
Ein
dunkles, aber sehr schönes Album zum Zurücklehnen und Träumen.
Auf nach Norwegen!
"Madrugada:
Industrial Science" ist eine Gast-Kritik
von Sebastian Meyer.
© Sebastian Meyer, Oktober 2003
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