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Your beauty is
as pure as tears
Gastkritik von Sebastian Meyer


Diese Zeile aus dem Song "Shine" beschreibt treffend "Industrial silence", das Debütalbum des norwegischen Rockquartetts Madrugada. Schwermütige, aber dennoch meist rockige Stücke mit wunderschönen Melodien. Das ganze Album ist von einer gewissen (typisch norwegischen?) Melancholie durchzogen, die sich bereits im Namen der Band andeutet: Madrugada heißt nämlich auf spanisch Morgenröte.

Die musikalischen Einflüsse der Norweger reichen von den Doors über Nick Cave bis hin zu Chris Isaak (genau, der mit "Wicked game"). Allein diese drei Namen unterstreichen schon die Vielfalt in ihren Songs. Trotz dieser so unterschiedlichen "Vorbilder" ist es der Band gelungen, einen ganz eigenen unverwechselbaren Stil zu kreieren, den man am besten als düsteren, melancholischen Rock bezeichnet.

Als Ergänzung zum klassischen "Rock-Line-up" der Band (Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug) verwenden die vier Musiker auch unkonventionellere Instrumente. Einige Songs werden neben Piano und Hammondorgel auch mal von einem Glockenspiel untermalt.

Getragen wird dieser Sound von der intensiven, meist angenehm tiefen Stimme des Sängers, die wohl das größte Plus von Madrugada darstellt. Mal klingt sie kraftvoll und leidenschaftlich, dann wieder sanft und verletzlich.

Zu den herausragenden Tracks des Albums gehört der Opener "Vocal", der zu Beginn von druckvollen Gitarren bestimmt wird. Im Verlauf des Liedes wechseln sich rockige und ruhigere Passagen auf faszinierende Weise ab, man weiß nie, in welche Richtung es als nächstes geht.

Das bereits erwähnte "Shine" ist eine gefühlvolle Ballade mit einem unglaublich intensiven Refrain. Muss man Norweger sein, damit einem so eine unter die Haut gehende Melodie einfällt? Wahrscheinlich schon.

"Electric" fängt langsam an, steigert sich dann aber zu einer genialen, mitreißenden Rocknummer. Der Sänger liefert hier seine beste Performance ab und es ist vor allem ihm zu verdanken, dass einen der Song bis zum Ende nicht mehr loslässt.

Viele der Lieder erschließen sich einem erst nach mehrmaligem Hören. Überraschende Wendungen und plötzliche Steigerungen innerhalb eines Stückes sorgen immer wieder für Abwechslung und Erstaunen.

Ein dunkles, aber sehr schönes Album zum Zurücklehnen und Träumen. Auf nach Norwegen!


"Madrugada: Industrial Science" ist eine Gast-Kritik
von Sebastian Meyer.
© Sebastian Meyer, Oktober 2003
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