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Album-Kleinod


Nostalgisch und in sich gekehrt singen "Maarten" vor sich hin, introspektiv und selbstvergessen. Man muss sich schon sehr zusammenreißen, um nicht selbst in der sentimentalen Aura von "My favorite sheriff" zu versinken, und auch die sich gelegentlich aufbäumenden Gitarrenriffe sind kein rettender Anker. Doch immerhin: Man geht in Schönheit unter, zart ummantelt von erhabenen Bläsersätzen, bittersüßen Geigen.

Maarten sind eine französische Band, doch im Gegensatz zu vielen Landsleuten haben sie sich für die englische Sprache entschieden. Immer wieder wird ihr Sound mit "Americana" in Verbindung gebracht, doch in Wahrheit ist der falsettartige Flüstergesang des Leadsängers, umgeben von den - mit Ausnahme eines Casio-Computers aus der Frühzeit der Digitalmusik - analogen Instrumenten eine akustische Entsprechung des Electrosounds von Air oder Tahiti 80.

Vielleicht ist es der Einfluss des amerikanischen Produzenten Jason Lytle, der auf die Staaten verweist. Ihm ist es wohl zu verdanken, dass ein ansonsten völlig unverfänglicher Popsong wie "The most beautiful days of my life" zu Mariachigitarrren und Texmex-Bläsern anhebt - ein gelungener Stilbruch, der die erst auf den zweiten Blick erkennbare Raffinesse des Albums deutlich macht. Doch in der Kombination zwischen den zarten Songstrukturen und der ausladenden Weite der Arrangements ist ein Sound entstanden, der Kritiker zu dem Hinweis brachte, Marten erfinde "ein neues Americana im Herzen der Haute-Normandie".

Letztlich kann man in "My favorite sheriff", nach "Pictures of a danish girl" (2006) das zweite Album der Band aus Rouen, ganz unterschiedliche Komponenten aus verschiedenen Jahrzehnten entdecken. Doch die Wirkung dieses Album-Kleinods ist am größten, wenn man sich von seiner filigranen Schönheit einfach mitreißen lässt.

© Michael Frost, 08.03.2009


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