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Zu schade für
den Background


Lyn Leon heißt das Trio, Carolyn Leonhart seine Sängerin. Die New Yorkerin begann ihre Karriere als Background-sängerin bei Steely Dan, doch "Glass Lounge" macht deutlich: diese Stimme gehört in den Vordergrund.

Mit den beiden Schweizern Stephan Diethelm und Matthias Eser traf sie zwei Kollegen, die offenkundig über ein ähnlich präzises Gespür für Stimmungen und atmosphärische Tiefe verfügen wie Leonhart mit ihrer entspannt-coolen Stimme, mit der sie sich zwischen Malia, Sade und Skye Edwards (Morcheeba) bewegt. Auch musikalisch passen Lyn Leon zu diesen Referenzen, denn auch sie bringen die Grenzen von Pop, Jazz, Blues und Soul zum Fließen, verleihen dem sonst seichten Lounge-Sound eine ungeahnte Tiefe, in der wirkliche Entspannung überhaupt erst möglich wird.

Vielleicht ist es das Bild von klingenden Gläsern, das die Transparenz der Arrangements bestimmt. Tatsächlich arbeiten Diethelm und Eser vorzugsweise mit Glasröhren, Weingläsern und Glasmarimbas, die sie eigens zu diesem Zweck in einer Schweizer Glasbläserei herstellen ließen. Dennoch legen sie Wert auf die Feststellung, dass sie keinesfalls das Material als solches in den Mittelpunkt ihrer Arrangements rücken wollten, sondern allein seinen leisen, transparenten Klang.

Drums und Bass, sparsam und äußerst zurückhaltend eingesetzt, unterstreichen die fragile Atmosphäre in der "Glass Lounge" und die in der Stimme von Carolyn Leonhart mitschwingende leise Melancholie. Am Ende des Albums hat sich ihre Stimme eingeprägt, und man wird sie dringend wiederhören wollen.

© Michael Frost, 19. September 2004

 


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