Seit Lyambiko im Jahr 2000 erstmals in dem Berliner Jazz-Club "A Trane" auf die Bühne trat, dürfte sich ihr Leben deutlich verändert haben. Die sensitive und wandlungsfähige Stimme der Thüringerin mit familiären Wurzeln in Tansania wurde schnell bekannt und gehört heute, acht Jahre und fünf Alben weiter, bereits zu den profiliertesten deutschen Interpretinnen im Grenzgebiet zwischen Vocal Jazz und anspruchsvollem Pop.
Sie bereichert damit ein Genre, das momentan überwiegend von ausdrucksstarken Nordeuropäerinnen wie Rigmor Gustafsson, Rebekka Bakken oder Fredrika Stahl dominiert wird, bringt jedoch eine individuelle Klangfärbung ein, die je nach Projekt zwischen afrikanischen Einflüssen, Old School Jazz oder ästhetischen Balladen variieren können.
Mit ihrem neuen Album "Saffronia" fühlt Lyambiko sich nunmehr reif für die Auseinandersetzung mit einer Ikone ihres Genres: Nina Simone. Die legendäre Blues-Sängerin wird wohl auf ewig unvergleichlich bleiben, weshalb Lyambiko auch gar nicht erst den Versuch einer Imitation unternimmt: Daran würde jede Sängerin scheitern.
Ihre Herangehensweise ist viel persönlicher und direkter: Sie interpretiert die sattsam bekannten Originale wie "My baby just cares for me" oder "Don't smoke in bed" auf ihre ganz persönliche Weise: verjüngt, mit klarer, dynamischer Intonation. Gemeinsam mit ihrer Stammbesetzung Marque Lowenthal (p), Robin Draganic (b) und Heinrich Köbberling (dr) "knackt" sie die Originalfassungen, indem sie nicht einfach nachsingt, was durch Simone zum Gemeingut des Blues wurde, sondern indem sie persönliche Bezüge herstellt, die sie in ihren mal zärtlichen, mal energischen Interpretationen hörbar werden lässt. Das schnörkellose, gleichermaßen reduzierte und konzentrierte Spiel ihrer drei Begleiter unterstützt dabei die klare Linien ihrer Interpretationen, nicht nur der Simone-Songs, sondern auch weiterer Coverversionen, etwa von George Harrisons "Here comes the sun", einem der schönsten Beatles-Songs überhaupt.
Inzwischen ist das Berliner "A-Trane" für die große Hoffnung der deutschen Jazz-Szene schon fast zu klein. "Saffronia" wird sie daher - im Doppelpack mit Curtis Stigers - in deutlich größeren Konzertsälen vorstellen, darunter Frankfurts Alte Oper, die Düsseldorfer Tonhalle und die Laeiszhalle (vormals Musikhalle) in Hamburg. Den kleinen Clubs bleibt sie dabei hoffentlich weiterhin treu: Denn dort wird der Jazz allabendlich neu geboren und verändert, bevor er mit deutlicher Verspätung, und allzu häufig seiner Ecken und Kanten beraubt, den Mainstream erreicht.
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Michael Frost, 16.02.2008