Fans
und Kenner der italienischen Szene kennen Litfiba seit Jahren. Andere
werden sich vielleicht noch an die spanische Rockband "Heroes del
Silencio" erinnern, die Anfang der 90er mit ihrem Album "Senderos
de traicion" auch den Rest Europas eroberten. Nun: Litfiba sind
in musikalischer Hinsicht so etwas wie die italienischen Brüder
der spanischen Rocker mit großen Gemeinsamkeiten in Sachen Sound
und Stil. Und sogar eine gewisse Ähnlichkeit der Stimmen ihrer
Leadsänger ist nicht von der Hand zu weisen.
Litfiba
veröffentlichten ihr erstes Album 1985. Seitdem haben sie ihre
Fangemeinde in Italien stetig erweitern können. Nördlich
der Alpen, wo man Italopop vor allem mit Musik der etwas langsameren
und weicheren Gangart verbinden, hatten Litfiba es erwartungsgemäß
etwas schwerer. Die Deutschland-Veröffentlichung ihres aktuellen
Albums "Insidia" soll die Lücke endlich schließen.
"Insidia"
präsentiert den typischen Litfiba-Sound. Die berufsmäßig
finster dreinschauende Band gibt sich rockig wie gewohnt. Sämtliche
musikalischen Trends der letzten Jahre, von Hiphop bis zum Techno,
von Electronica ganz zu schweigen, sind spurlos an ihnen vorüber
gegangen. Soviel Mut zum Stillstand überrascht, doch obwohl Insidia
ein durch und durch konventionelles und, wie gesagt, wenig experimentierfreudiges
Album ist, kann man dem Album den Esprit nicht absprechen.
Denn
aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung besitzen Litfiba ein großes
Maß an Professionalität und Gespür für den richtigen
Ton. Die "überzeugten Rockmusiker" (Selbstdefinition)
bleiben ihrer Linie treu und lassen die Gitarren krachen. Aber sie
wären keine Italiener, wenn sie nicht auch ihre lyrischen Seiten
durchscheinen lassen würden, und darin liegt vielleicht die geheime
Stärke ihres Stils.
Trotz
des lauten Gitarrensounds nämlich verfügt "Insidia"
über sehr starke melodische Strukturen, räumt dem Gesang
und den Texten großen Raum ein und stellt die eindringliche
Stimme von Leadsänger Cabo in den Vordergrund ihrer Arrangements
- ein wesentlicher Unterschied zu vielen anderen Rockbands, die den
Gesang als Geschrei oder in Gitarrengetöse untergehen lassen.
Diese Art lärmender Effekthascherei ist "Insidia" fremd.
Ob
der Versuch des Fußfassens in Deutschland mit "Insidia"
gelingt, wird sich zeigen. Als eine der wichtigsten Bands Italiens
hat Litfiba aber fast einen natürlichen Anspruch darauf, endlich
auch im Ausland wahrgenommen zu werden, und eine lohnenswerte Alternative
zum Schmusepop der unzähligen Italo-Sampler ist die Band allemal.
Buona fortuna, Litfiba !
Michael
Frost, 28.09.2002