Warme,
tropische Klänge sind es, mit denen "Arrebol" beginnt.
Eine rhythmische Akustikgitarre, Congas, allerlei andere Percussions,
und kurz darauf eine helle Stimme, klar und leuchtend, wie gemalt, in
der wohl weichsten aller Sprachen: brasilianisches Portugiesisch.
Aline
de Lima ist Brasilianerin. Dort wurde sie 1978 geboren. Nicht in einer
der Metropolen, sondern in der Provinz Maranhao. Inzwischen lebt sie
in Schweden. Doch "Arrebol", ihr phantastisches Debüt,
entstand vor allem in New York. Und es atmet die Atmosphäre aller
Orte gleichermaßen: den urbanen Sound der Weltmetropole, die
klare, reduzierte Schlichtheit Skandinaviens, und die Melancholie
des Bossanova.
Mit
"Arrebol" steht Aline de Lima noch ganz am Anfang ihrer
Karriere. Und doch gibt es bereits jetzt prominente Unterstützung.
Allen voran Produzent Vinicius Cantuária. Der Brasilianer gilt
als einer der innovativsten Köpfe der brasilianischen Musikszene.
Seinen Kooperationen mit Musikern wie David Byrne, Arto Lindsay, Bebel
Gilberto, Ryuichi Sakamoto oder Celso Fonseca eröffneten dem
angestaubten Bossanova, dessen Blütezeit in den 60er Jahren lag,
völlig neue Perspektiven. Heute ist dieser jazzorientierte Sound
einer der Grundbestandteile von Chillout- und Lounge-Compilations,
doch in Wahrheit hat er, wie Cantuária und Aline de Lima auf
"Arrebol" beweisen, weit mehr Facetten.
Für
Aline de Lima entwarf Cantuaria, u.a. mit dem New Yorker Gitarristen
Marc Ribot, ein modernes Konzept zwischen Bossanova, Jazz und Electro.
Der Sound ist satt, lebendig und sensitiv, de Limas Stimme wird vor
dem zurückhaltenen Klanggerüst regelrecht inszeniert. Im
Song "Septembre" (das Original stammt von Chanson-Legende
Barbara) wird sie nur von Cello und Klavier begleitet, "Amizades
mortas" ist eine Komposition aus Stimme, Gitarre und digital
erzeugtem Ambient-Sound.
Dazwischen
liegen auch mal überraschende Mixturen aus Bossanova, Samba,
Funk und Soul ("O bloco de meu bem"), allesamt Ausdruck
der Vielseitigkeit der Interpretin - aber auch des wachsenden internationalen
Einflusses brasilianischer Musik. Nicht nur in Schweden oder New York,
sondern hoffentlich auch bei uns.
©
Michael Frost, 15.02.2007