Die heimische Abstellkammer hat er sich als Aufnahmestudio eingerichtet. Peter Liljeqvist, der in Schweden in verschiedenen Formationen zwischen Metal und Electronica seine Erfahrungen sammelte, plante seit 2004 ein Songwriter-Album. Inzwischen war er mit seiner Frau, der Jazz-Bassistin Eva Kruse, die übrigens ein Drittel von Deutschlands hoffnungsvollstem Jazz-Trio [em] bildet, nach Berlin umgezogen. Dort richtete er also besagte Abstellkammer der ehelichen Wohnung als Studio ein, verbarrikadierte sich nur mit einer Gitarre und verwandelte seine Erinnerungen und Gedanken in Musik.
Filme gaben ihm eine besondere Inspiration. "Like Papillon", der Albumtitel, bezieht sich auf den gleichnamigen Spielfilm mit Steve McQueen und Dustin Hoffman. "Faith in the season" greift ein Motiv aus Clint Eastwoods "Million dollar baby" auf: "Her stormy eyes were awaiting another season with belief ...".
Ohne jedes Pathos, ohne jede künstliche Aufgeregtheit sinniert Peter Liljeqvist über die Welt. Leichte Melancholie legt sich über seine verhaltene Stimme, es geht um Landschaften, Jahreszeiten, Liebe - immer ohne falsche Sentimentalität, tagträumend, wie jemand, der die Augen schließt und seinen Gedanken freien Lauf lässt.
Das wiederum kann man auch als Zuhörer dieses stillen Albums tun: Sein exquisites Gitarrenspiel trägt die leisen Songs behutsam voran, nur zweimal ("Like papillon", "The healing") wird er von Maike Kruse am Cello unterstützt, einmal ("Cowboys") gesellt sich mit Arne Jansen ein zweiter Gitarrist hinzu - es sind die einzigen Momente, in denen die selbst verordnete Einsamkeit durchbrochen wird.
Dreieinhalb Jahre Zeit benötigte Liljeqvist für die Arbeit an diesem Album. Was so einfach klingt, ist also in Wahrheit das Ergebnis eines langen Prozesses, und die besondere Kunst besteht letztlich darin, diesen vergessen zu machen. So wirkt "Like papillon" über weite Strecken wie die spontane Einlage eines guten Freundes, den man an einem windigen Herbstnachmittag zum Kaffee eingeladen hat.
Doch weder hier noch im eigenen Abstellraum wollte Liljeqvist die Arbeit abschließen. So kehrte er nach Schweden zurück, wo er "Like papillon" im Studio des erfahrenen Produzenten Lasse Englund fertigstellte. Jetzt darf man das Album mit seinen wunderbar reduzierten Arrangements, der einfühlsamen Stimme und der schnörkellosen Gegenwartslyrik getrost in einem Atemzug nennen mit seinen hoch gelobten Kollegen wie José Gonzalez, Jens Lekman oder Peter von Poehl.
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Michael Frost, 20.10.2008