Als Sängerin von "Autour de Lucie" ist Valérie Leulliot in Frankreich keine Unbekannte mehr. Als Solo-Künstlerin allerdings schon, doch "Caldeira", so der Titel ihres ersten Albums, überzeugte sie sofort.
"Caldeira" stammt aus dem Portugiesischen und ist schon ein Hinweis auf den melancholischen, aber auch südlich-warmen Grundton des Albums. Wie leise Bossanova-Wellen umspielen die leichten Arrangements nicht nur die zurückhaltende Stimme Leulliots, sondern auch ihre Zuhörer.
So liegt ein zarter Frühlinshauch über diesem Album, das vom "Lucie"-Bassisten Sebastien Lafarque produziert wurde. Grundidee seines Konzepts muss die Stille gewesen sein: Ihr gibt er auf diesem Album besonders viel Raum, man spürt sie zwischen den sparsamen Arrangements, den vorsichtigen Percussions ("Au virage"), elegischen Rhythmen ("Les falaises", "L'amour désomais") und versteht das Bedürfnis der Sängerin nach einem Ort, an dem sie zu sich selbst finden kann ("Un endroit").
Christophe Miossec, einer der spannendsten Musiker der französischen Chanson-Szene, schrieb für sie den Text zum Album-Opener "Mon homme blessé", die übrigen Texte stammen von Valérie Leulliot selbst.
Man kann sich kaum ein stilleres, unspektakuläreres Debüt vorstellen als "Caldeira". Das Album verzichtet auf jedes aufgesetzte Pathos, sonderlich aufwändige und dadurch auffällige Inszenierungen. In einer Zeit, in der das "Auffallen um jeden Preis" höchste Priorität genießt, ist "Caldeira" eine Besonderheit, weil es sich eben diesem Prinzip stimmig widersetzt. Wem also das Innehalten am Herzen liegt, sollte sich den Namen Valérie Leulliot merken und ihr Album in einer ruhigen Stunde still genießen.
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Michael Frost, 22.03.2008