Lemongrass,
die zweite. Leichtes Staunen macht sich breit, denn vor noch Fließbandproduktion
oder tatsächlich ein neuerlicher Kreativitätsausbruch? Roland Voss´
Geschwindigkeit beim Produzieren steht in krassem Gegensatz zur Gelassenheit
seiner Musik.gar nicht langer Zeit nahm uns Roland Voss mit auf eine
Reise zum Mittelpunkt der Erde.
Nun
öffnet er ein neues Fenster und gewährt uns durch dieses hindurch
einen weiteren Blick auf faszinierende Klangwelten. Kein Plagiat,
aber dennoch irgendwie demselben Prinzip treu: Es scheint, als führe
Herr Voss einige Male im Jahr in Urlaub, saugte am Ferienort die dort
heimische Kultur auf und machte sie nett verpackt zum Motto seiner
Songs; eine Art musikalischer Reisebericht oder Stimmungsfang, sozusagen.
Statt
frankophoner Einflüsse scheint das neue Album von Lemongrass jetzt
jedenfalls vom Land der aufgehenden Sonne inspiriert zu sein. Voss
stellt nicht nur mit Sprach-Samples seine Affinität zu Japan unter
Beweis. Hie und da heißt ein Song auch schon einmal "Wei Fung Chi"
oder schlichtweg "Tokyo 2", und Shamisen- und Shakuhachi-Klänge mischen
sich unter typisches Lounge-Gewaber.
Obwohl
nun also der Ort der schöpferischen Erleuchtung von Roland Voss nicht
schwer zu erraten ist, läßt sich "Windows" doch nicht so einfach mit
knappen Worten beschreiben.
Zwar
erstreckt sich die Verbundenheit zu Japan wie ein Myzel-Geflecht unter
der gesamten Oberfläche des Albums, aber der "Voyage au Centre de
la Terre"-Nachfolger begeistert mit viel tiefergehender Vielschichtigkeit.
Selbige spiegelt sich nicht nur in experimentellen Soundspielereien
wider, sondern auch in einem bunten Stilmix.
Die
Basis des neuen Albums ist heiter sprudelnd, flirrend und fließend.
Darüber legt sich zum Beispiel beim Track "Imagine" Drum´n´Bass. Dub-like
ist dagegen die "Winnetou-Melody"; frische Lounge-Sounds tauchen bei
"Sunrise on Fujiyama"auf; süße Streicher, Harfen und Pianolinien spielen
unter dem "Gipsy Moon"; metallische Jungle-Rhythmen kennzeichnen "Tokyo
2"; Ambient und Chill Out gibt´s bei "Plain"; melancholischer TripHop
geht "This Way"; und im "Desert Sand" hinterläßt feinstes Downtempo
seine Spuren.
So
gewagt, wie sie klingt, ist diese bunte Mischung jedoch gar nicht.
"Windows" ist homogen, ohne langweilig zu wirken, und perfekt arrangiert.
Wenn auch im Schnelltempo produziert, so liefert Roland Voss alias
Lemongrass wieder einmal ein atmosphärisches Wohlfühlalbum ab, das
sich am besten im zurückgelehnten Zustand hören läßt.
"Lemongrass:
Windows " ist eine Gast-Kritik
von Inga Stumpf / Mai 2001
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