Jens
Lekman hat seine Helden genau studiert. Den frühen Morrissey der
Smiths-Ära kennt er in- und auswendig. So sehr, dass er ihm in
Stimme und Ausdruck beängstigend nahe gekommen ist. Und vielleicht
auch in puncto Exzentrik. Denn Jens Lekman erklärte nach der Veröffentlichung
seines Albums "Oh, You're so silent Jens" kurzerhand, er würde
nie wieder Musik machen.
Das
war, nachdem er längst zum Darling der schwedischen Musikkritiker
avanciert war. "Oh you're so silent Jens" enthielt dann
eine Sammlung von Aufnahmen der Jahre 2003 und 2004, die Lekman via
Internet oder als EP veröffentlicht hatte.
Seither
vergleicht man ihn mit Nachwuchs-Songwritern wie Adam Green oder Sufjan
Stevens. Sein Gitarren-orientierter Indiepop, den er immer gern mit
Samples unterlegt, die er wie einen musikalischen Zitatenschatz in
seine Songs einwebt, bildet dabei die Grundlage für den Gesang,
der selbstständig über, oder parallel und unverbunden zu
den eigentlichen Arrangements zu existieren scheint - eine Technik,
die den bereits erwähnten Morrissey einst zur Pop-Ikone werden
ließ.
Vielleicht
liegt es am Alter (Lekman ist gerade erst Mitte 20), vielleicht aber
auch der schwedischen Herkunft (er lebt in Göteborg), die ihn
von Morrissey unterscheidet. Denn Jens Lekman fehlt die Attitüde
des Dandy - er bleibt der versponnene, linkische, aber auch witzige
Songschreiber, der die Gesetze der Musikwelt ironisch bricht, indem
er sich einen geradezu antikommerziellen Habitus gibt.
Sein
Pressefoto ziert ein Pflaster, und die Tonqualität seiner Alben
entspricht der Vorstellung, dass er seine Songs womöglich an
der heimischen Stereoanlage aufgenommen haben könnte. In Wirklichkeit
ist Lekman ein Profi. Und zudem ein Musiker, der ein Publikum braucht.
Wohl
deshalb hat er auch seinen angekündigten Rückzug nicht wahr
gemacht. In diesem Sommer geht er sogar wieder auf Tournee - u.a.
auf dem Roskilde Festival vor den Toren Kopenhagens wird man ihn erleben
können.
©
Michael Frost, 14.06.2007