Sie zeichnet Mangas, sie spielt Schlagzeug, lieh ihren Hamburger Kollegen Johnny Liebling die Gesangsstimme, ansonsten singt sie in dem Triphop/Downbeat-Bandprojekt "Venus International", sie fährt nach Dänemark zum Texten und zum Komponieren, und sie stellt sich in New York bei Poetry Slams dem Szenepublikum - Dörte Benzners Biografie ist die einer echten Künstlerin abseits der Casting-Gesellschaft, in der kurzzeitiger Ruhm für wichtiger gehalten wird als nachhaltige Kreativität, wo Kunst und Können leider allzu oft als Gegensatz empfunden werden.
Nun startet Dörte Benzner als Interpretin ihres ersten Soloalbums durch. "Weiter als weit werde ich heute gehen", verspricht sie gleich im ersten Stück auf "Ich wär so weit" - gleich zwei programmatische Ansagen, mit denen sie die eigene Messlatte hoch anlegt.
Verzeihen muss man ihr wohl lediglich den albernen Künstlernamen, den sie sich offenkundig von den Teletubbies auslieh, doch wenn man sich dadurch nicht weiter irritieren lässt, kann man einen unverstellten Blick auf ein gelungenes Debüt genießen.
"Lalah" wagt sich mit "Ich wär so weit" auf ein in Deutschland dünn besiedeltes Terrain: Elektropop mit intelligenten Texten. Zuletzt waren es Kitty Hoff und die Berliner Jazz-Sängerin Lisa Bassenge, die sich um dieses Genre verdient machten. Lalah folgt ihnen nun, indem sie sich u.a. an den energetischen Rhythmen von Johnny Liebling orientiert, um sie anschließend in Eiswasser herunterzukühlen und digital aufzubereiten.
Und doch wird daraus etwas Organisches, Lebendiges, Warmes - wie etwa "All meine Liebe", fast eine Hymne, mit schungvollem 3/4-Takt - gefolgt von deutlich cooleren Barjazz-Sounds ("Vergessen"). Die Mischung aus akustischen Instrumenten und digitalen Sounds gibt dem Album seinen besonderen Reiz: Downbeat, Elektropop, Jazz, Rock, Songwriterpop - "Ich wär so weit" ist eine ebenso abwechslungsreiche wie unterhaltsame Angelegenheit, und Lalah interpretiert ihre Songs gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen der abgeklärten Lässigkeit von Johnny Liebling und dem koketten Charme einer französischen chansonnière.
Ein gelungener Albumauftakt für das Musikjahr 2009!
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Michael Frost, 18.01.2009