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Kristalliner Sound und mörderischer Plot


Ein ganzes Land betätigt sich wahlweise als Kriminalschriftsteller, Möbeldesigner, Jazz-Instrumentalist, Knäckebrotbäcker, Elchtester oder Songwriter: Schweden. Doch nun gibt es den ersten Fall von Crossover: Nina Kinert.

Die Songwriterin hat nämlich für ihr neues Album gewissermaßen einen Kurzkrimi geschrieben, und zwar in Form eines Songtextes: "I shot my man". Sie sieht sich folglich weniger in der Rolle der blonden, selbstbewussten Kommissarin, sondern übernimmt lieber den Part der mordlüsternen Täterin. Sie lässt es nicht bei einem Opfer: Mitsamt Frau und Kind metzelt sie ihren Liebsten dahin - "... and I left no traces."

Dabei klingt alles, gerade auch benannter Song, so betont harmlos. Nina Kinerts Stimme leuchtet hell, ihren Melodien sind kristallklar, ebenso ihre Arrangements, Indie-Folk, Songwriter-Pop, bisweilen Kammermusik, mit elegischem Piano und dunklem Cello ("Beast"). Selbst zum Albumende wird noch scharf geschossen, dann jedoch trifft es die wirklichen Bösen: "Let's shoot them demons down".

Klingendes Glockenspiel, ein feierlicher Chor, wunderbar transparent arrangierte Gitarren, Percussions, auch einmal eine Klarinette - spielerisch leicht heben sich Instrumente und Gesang von manch mörderischem Plot ab, den Nina Kinert mit feinem Lächeln vorsetzt.

"Pets & Friends" ist bereits das dritte Album der jungen Frau, die in einem Stockholmer Vorort aufwuchs. Bislang segelte sie immer ein wenig im Windschatten ihrer norwegischen Kollegin Ane Brun, mit der sie mehrfach auf Tournee war. Der direkte Vergleich - Ane Brun veröffentlichte nahezu parallel ebenfalls eine neue CD - hat einen offenen Ausgang, beide Künstlerinnen gehen eigenständige Wege, Nina Kinert allerdings mag es durchaus etwas lauter als ihre Kollegin.

Ihre Instrumentierungen sind höchst originell, und die Tatsache, dass ihre Songs nicht - wie sonst innerhalb des Genres üblich - von der eigenen Befindlichkeit erzählen, sondern aus der Perspektive unterschiedlicher Identitäten, in die sie jeweils schlüpft, macht "Pets & Friends" zu einem der spannendsten Alben (oder Krimis) dieses Herbstes.

 

© Michael Frost, 26.10.2008


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