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Erkennen Sie
die Melodie?

 

Erkennen Sie die Melodie? - Ein längst vergessener Programmtitel gelangt auf Angélique Kidjos neuem Album "Oyo" zu neuen Ehren. Denn einerseits ist das zweite Stück ihrer CD eine der berühmtesten Rock-Kompositionen überhaupt, doch andererseits ist man nicht gewohnt, dass eine Stimme die Melodieführung übernimmt: Das Original prägte Carlos Santanas' unverwechselbarer Gitarrensound. Doch Angélique Kidjo verwandelt "Samba pa ti" in eine lässig groovende Afro/Latin-Ballade mit coolem Bläsersound (Trompete: Roy Hargrove).

Angelique Kidjo, die in Benin groß wurde, ist heute Afrikas wohl berühmtesteste und erfolgreichste Künstlerin, eine würdige Nachfolgerin von Miriam Makeba, die der afrikanischen Musik mit ihrem unvergessenen "Pata pata" einst die Tür zur übrigen Welt öffnete. Angélique Kidjo blickt inzwischen selbst auf eine beeindruckende Karriere und diverse Auszeichnungen, darunter der Grammy, zurück. Ihre Alben sind weltweit erfolgreich, die Zahl ihrer Kooperationen mit anderen Berühmtheiten der Musikwelt ist unüberschaubar.

"Oyo" unternimmt nun den Versuch der Rückkehr in die eigene Kindheit, zu den musikalischen Wurzeln - ein Roots-Album (solchermaßen wird Weltmusik ja gern bezeichnet) im doppelten Sinne. Denn "Samba pa ti" ist nicht der einzige Song, der hier in neuem Glanz erstrahlt. Alle Songs spielten in ihrer Jugend eine besondere Rolle, etwa "Petite fleur", von dem sie sagt, es sei ein Lieblingslied ihres Vaters gewesen, der ihr gegen alle Widerstände ihr erstes Konzert ermöglicht hatte. "Dil main chuppa ke pyar ka" stammt aus einem frühen Bollywood-Musical, von dem die junge Angélique Kidjo ebenso beeindruckt war wie von John Berrys Musik zu Sydney Pollacks Film "Out of Africa". So fand auch das Filmthema Eingang auf "OYO".

Wie sie es schaffte, dieses wohl vielseitigste Album ihrer Karriere mit einem Kern-Ensemble aus Bass, Schlagzeug und Percussions in nur vier Tagen aufzunehmen, grenzt an ein Wunder. Doch die Energie von Songs wie "Kelele" kann wohl nur unter solchen Bedingungen entstehen, in denen alle Beteiligten eine gemeinsame Vision teilen. Nicht frickelnde Studioinstrumentalisten, sondern charismatische Livemusiker prägen den Sound des Albums, und so gelingt ihnen der Zugang sowohl zur afrikanischen Folklore als auch zum amerikanischen R&B, zu Otis Redding ("I got dreams") oder Aretha Franklin ("Baby I love you"), zum Afrobeat und zum Blues - und wieder zurück.

© Michael Frost, 24.01.2010


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