"J'ai
des petits problèmes dans ma plantation ..." - In Wahrheit
müssen die Probleme der Anpflanzung schon ziemlich groß sein
- insbesondere, falls es sich bei der erwähnten Plantage um die
auf dem Albumcover abgebildete Umgebung handelt. Dort sieht man nämlich,
von einer einfachen Blechhütte einmal abgesehen, weit und breit
nur Sand und gleißende Sonne.
Doch
entmutigen lassen wollen sich die Musiker von Kana dadurch keineswegs.
Warum auch? Schließlich machte die Songzeile sie auf einen Schlag
berühmt. 350.000 Exemplare der Single "Plantation"
verkauften sie in Frankreich. "Kana bis" (Kana noch einmal)
wurde zum zweideutigen Ruf der Fans bei Konzerten, mit denen die nicht
minder zweideutige Pointe des Songs kommentiert wurde: "Kana
- ça pousse comme ça" (Kana wächst von selbst).
Die
Textzeile beschreibt allerdings ebenso den Erfolg dieses Kollektivs
zu beschreiben, das ausschließlich aus Franzosen besteht, die
ihre Passion für karibischen Reggae auf der afrikanischen Insel
Mauritius auslebten und dort auch einen Großteil ihres Debütalbums
aufnahmen. Abgemischt wurde dann schließlich in Dakar (Senegal),
wo nun auch das zweite Album "Entre frères" (Unter
Brüdern) produziert wurde, übrigens im Studio von Youssou
N'Dour.
Die
Brüder, so verdeutlicht der Sound von Kana (in Wahrheit übrigens
abgeleitet von 'Canne à sucre' - Zuckerrohr), das sind die
Sounds zwischen Mauritius, Westafrika, Kuba und Jamaica. Die geografischen
Entfernungen könnten kaum größer sein, doch Kana fördern
die historischen Verbindungen der Rhythmen zutage. Es waren aus Afrika
verschleppte Sklaven, die auf den Zuckerrohrplantagen der Karibik
den Grundstein für die Fortentwicklung ihrer Musik legten. Reggae
und Salsa sind, so gesehen, Geschwister, die sich in der Musik von
Kana nach langer Trennung wieder begegnen.
"Entre
frères", das mit einer Neuaufnahme des Hits "Plantation"
beginnt, enthält übrigens weit mehr als nur diesen einen
Ohrwurm. Die Leichtigkeit des Sounds wirkt unmittelbar ansteckend
und mitreißend. Durchaus vorstellbar, dass dieser Sound sogar
die Wüste begrünen kann: Kana wächst schließlich
von selbst.
©
Michael Frost, 27.06.2005