Mehr
als zehn Jahre ist es schon her, seit Lorenzo Cherubini alias "Jovanotti"
seinen "Serenata Rap" in die Popwelt schickte und damit
einen der größten Charterfolge italienischer Musik überhaupt
landete. Seitdem hat der rührige Musiker immer wieder großartige
Alben veröffentlicht - nur mit der Charttauglichkeit haperte
es offenbar, jedenfalls außerhalb Italiens. Seine Ausflüge
in die Weltmusik, zum Teil mit sehr experimenteller Note ("L'albero"
1997, "Capo Horn" 1999) wollten wohl nicht so recht ins
Italo-Klischee passen, und dass sein neues Album "Buon sangue"
bereits seit Mai im internationalen Handel ist, dürfte bislang
kaum jemand mitbekommen haben, so wenig Promotion wurde dafür
gemacht.
Jovanotti
trägt solche Rückschläge gewöhnlich mit Fassung,
vielleicht nach dem Motto: Life is like a box of chocolate,
You never know, what you will get of it. Doch dieses Prinzip
passt eben auch auf seine Musik, denn die ist unberechenbar. Nach
dreijähriger Albumpause lässt er auf "Buon sangue"
Old-School-Beats mit Rockgitarren und eingängigen Melodien verschmelzen.
Seiner ur-eigenen Mischung aus verschiedenen Stilen von Cantautore
bis Hiphop bleibt er dabei aber treu und entwickelt sie konsequent
weiter.
Diesmal
mit dabei: Bläser, satte Bässe (natürlich beigesteuert
vom Magier Saturnino, welcher auch 2 Songs schrieb), Mundharmonika,
(Penelope" mit Edoardo Bennato) oder Elektro Grooves. Beispiele
seiner Vielfältigkeit gibt es zur Genüge: Die wunderschöne
Ballade Mi fido ti de geht da weiter, wo das nicht minder
romantische Per te vom '99er Album "Cabo Horn"
aufhörte: Balladesker Balsam für die Seele! Un buco
nella tasca dagegen verbreitet eine unheimliche Spannung, während
Songs wie "La valigia" oder das programmatische "La
voglia di libertà" in ihrer Eingängigkeit fast banal
wirken könnten, wären ihre Arrangements nicht so gekonnt
und raffiniert gestrickt, und würden sie nicht immer wieder durch
harte, experimentelle Hiphop-Titel ("Falla girare", "Mani
in alto" u.a.) durchbrochen.
Fakt
ist: Jovanotti überzeugt auch ein Jahrzehnt nach seinem größten
Hit. "Buon sangue" ist voller großartiger Songideen,
und zu Recht war Jovanotti damit in Italien ein Riesenerfolg beschieden,
den er auch international verdient hätte. Der 39-Jährige
bleibt für seine Fans das, was er für sie schon immer war:
IL MAESTRO.
"Jovanotti:
Buon sangue"
ist ein Gast-Beitrag von Marco Godat.
© Marco Godat/Michael Frost, September 2005
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