Es
ist 'ne Band bestellt, und die spielen unser Lied.
Die Band heißt Johnny Liebling, kommt aus
Hamburg. Ihr Debüt "Goldene Zeiten"
war eine der besten Platten 2005, jetzt ist das
bestellte, heiß ersehnte zweite Album erschienen,
ohne jeden Zweifel eine der besten Platten 2007.
Der
Mond scheint golden, und die Nacht ist jung.
Für gutes Geld mach
ich dich tot. "Nur nicht nach
Haus" entpuppt sich als Sammlung mörderischer
Balladen: düstere, morbide Vollmondmusik.
In die schwüle Atmosphäre von Blues,
Pop, Jazz, Folk und Soul mischen sich ruppige
Rock-Elemente, die auf dem Vorgänger so nicht
zu hören waren.
Lasst
mich gehen, lasst mich ziehen ... hitzig,
verschwitzt und atemlos hastet Johnny Liebling
durch die Songs auf "Nur nicht nach Haus",
angetrieben von einem Übermaß guter
Songideen und deren konsequenter Umsetzung. Kris
Kiel, Ralph Beulshausen, Martin Fekl, Kim Kiesling
und Rüdiger Hensel wollten ein härteres,
muskulöses Album, einen direkteren Ton, keine
unnötigen Spielereien. Drums, Gitarren, Bass,
Keyboard, Gesang - allesamt erdig, kantig und
robust.
Ich
bin dein Bastard, dein Bankert
- Johnny Liebling legt keinen Wert auf gute Kinderstube,
sondern nur auf guten Ton: Liebe
Leute, es hat zwölf geschlagen, hört,
was ihr kriegt. Und das, was wir bekommen,
hat in der deutschsprachigen Musik so gut wie
keine Vorbilder. Und international? Zum Thema
fallen Nick Caves "Murder Ballads" ein,
Poes unheilvolle Erzählungen, im Delirium
geschrieben, und Tom Waits.
Fi,
Fo, Famm - ich riech das Blut von einem Mann.
Schon der Opener schockiert. Radiotaugliches Material
hat die Band nach eigenem Bekunden bewusst von
der Endfassung des Albums verbannt, doch wie gern
würde man die verbliebenen Songs einmal in
Heavy Rotation hören, und besessene Texte
voller Verlangen wie diesen: Bin
ein Prediger, der Hunger hat // lass mich nackt
die Sonne sehen // ich will vergehen, will wie
im Fieber glühen // ...
Also.
Bloß nicht nach
Haus', wo die Dämonen wohnen. Lieber
noch eine Tour durch die Nacht und ihre musikalischen
Schatten, mit Abstechern durch die düsteren
Clubs der Republik. Dort ist Johnny Liebling zuhaus
und besser als irgendwo sonst. Motto: Jetzt
sind die Teufel wieder da. Und ihre
Musik ist teuflisch gut.
©
Michael Frost, 06.05.2007