Das Singer/Songwriter-Genre ist fest in englischsprachiger Hand. Die "Liedermacher" der 80er Jahre haben ausgedient und sind mit der Herangehensweise ihrer jungen, internationalen Kollegen kaum vergleichen. Damien Rice, Sufjan Stevens, José Gonzales, Jens Lekman: Junge Männer, die Texte schreiben, wie andere Fotos machen: Beschrieben wird der Augenblick, spontan und zufällig eingefangen, deshalb vergänglich, nicht wiederholbar, und natürlich höchst unterschiedlich in ihrer Relevanz.
Auch der Schweizer Alejandro Jiménez bedient sich explizit dieser Herangehensweise. Ob er nun in sarkastischer Selbstoffenbarung einen Beziehungskonflikt thematisiert ("Du bist ein Traum") bzw. verarbeitet ("Besser jetzt") oder sein Dasein als Musiker reflektiert - er tut dies jeweils in der gleichen, sprachlich direkten und ungeschliffenen Form, einem Schnappschuss gleich, der in einem spontanen, sehr privaten Moment entstanden ist.
Schon mit 13, verrät der Luzerner auf seiner Myspace-Seite, habe er seine erste Band gegründet. Später sang und spielte er in unterschiedlichen Formationen. Heute ist er solo unterwegs, er begleitet sich auf einer alten Gitarre, ausnahmsweise gehört auch ein Schlagzeug zum Equipment. Doch zum "Monoment" gehört wohl, dass man beim Hören den Eindruck gewinnt, als seien nicht nur die Geschichten, sondern anschließend auch die Melodien ebenso spontan entstanden, indem er den Text vielleicht so lange vor sich hinsang, sich selbst auf der Gitarre begleitend, - "mal gezupft, meistens geschrammelt" (Jiménez) - bis sich daraus eine stimmige Melodie entwickelte.
Dass seine Texte niemals ins Peinliche abgleiten, ist dabei die besondere Leistung von Alejandro Jiménez, der als Referenz mit ironischem Augenaufschlag auch "Schlager" angibt, dabei aber natürlich alles tut, um dessen seichte und berechenbare Herz-Schmerz-Reime zu umschiffen.
Zwar transportieren auch seine Lieder Gefühle, doch Jiménez gibt unumwunden zu, dass er am besten schreibe, wenn es ihm schlecht gehe. Genau die in dieser Situation entstehenden inneren Monologe sind es, die ihn zu einem deutschsprachigen Pendant renommierter internationaler Singer/Songwriter machen.
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Michael Frost, 25.10.2009