Ausgangspunkt
der elektronischen Experimente von Jori Hulkkonen war der Pet Shop Boys-Hit
"West end girls". Der Synthie-Pop und die New-Wave-Ära
haben ihn zusätzlich beeinflusst. Hulkkonen ist ein junger Soundtüftler
aus der finnischen Provinz: "Der Polarkreis und die ehemalige Sowjetunion
sind dichter als Helsinki - um die Ecke liegt schwedisches Niemandsland."
(Pressetext)
Welche
Erinnerungen aus dieser Zeit auch heute noch in seinen House- und
Lounge-Rhythmen stecken, mag schwerlich zu beurteilen sein, aber es
dürfte wohl nachvollziehbar sein, dass die Einsamkeit Nordfinnlands
zwar Raum für kreative Gedanken bot, deren Umsetzung aber in
anderer Atmosphäre stattfinden musste. Hulkkonen sammelte schließlich
ein paar Freunde um sich, die seine Musikbegeisterung teilten, gründete
schon während des Studiums ein eigenes Label und sah sich im
benachbarten Schweden nach Kooperationspartnern um.
Seit
1995 ist er bei dem französischen Label "F Communications"
unter Vertrag und machte sich u.a. durch Remixe für Goldfrapp,
Télépopmusik oder St. James einen Namen, aber auch durch
seine eigenen Alben. "Different" heißt seine neueste
CD, der Titel ist dabei mindestens so rätselhaft wie die Musik,
nur schwer lässt sich sagen, woher die Inspirationen für
Hulkkonens sphärische Computerklänge stammen.
"Different"
- also "anders", "unterschiedlich", - aber anders
als was oder wer ? Hulkkonens Klangwelten sind seltsam, irgendwie
verträumt, auch wenn Hulkkonen das Tempo anzieht ("Miniaturized"),
fast ausschließlich instrumental und haben an sich so gar nichts,
was man aus der Ferne mit Finnland verbinden würde, abgesehen
vielleicht von dem melancholischen Grundton, den die sparsamen Arrangements
hinterlassen - doch man muss wohl nicht Finne sein, um ein Gespür
für Melancholie zu entwickeln.
Auch
gelegentliche Gesangssequenzen verändern den nachdenklichen Eindruck
nicht. "All I see is shadows" heißt einer der Songs,
und ähnlich ergeht es dem Zuhörer: Man glaubt lediglich
Schatten zu hören, denn die Songs selber klingen oft wenig greifbar.
"Different"
ist, noch einmal, ein eigenartiges Album, es wärmt nicht, doch
frieren muss man auch nicht, und deshalb bleibt man oft ein wenig
ratlos und unbeteiligt zurück. Vielleicht fehlt dem Albumtitel
einfach die Vorsilbe. Dann hieße es: Indifferent.
©
Michael Frost, 18. Oktober 2002