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Revolutionärer Geist


Die Bedeutung von Keith Elam, besser bekannt als GURU, für den Durchbruch des Hiphop als Musikstil kann vermutlich gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Er war Teil des Duos "Gang Starr", lange bevor der so genannte "Gangsta"-Rap zur platten Attitüde wurde, er prägte einen Hiphop-Sound, der sich aus verschiedenen afroamerikanischen Rhythmen speiste und es nicht nötig hatte, ein Lebensgefühl in der Retorte zu erzeugen, wie es mancher vor brennenden Öltonnen in Szene gesetzter Videoclip tut: Seine Musik ist echt, und vor allem: Sie steht im Vordergrund.

Nach drei Gang Starr-Alben schien für GURU die Zeit gekommen, seinen musikalischen Horizont zu erweitern. Neben Bands wie A Tribe Called Quest, den Jungle Brothers und vor allem der schillernden Hiphop-Landkommune Arrested Development begann er zu Beginn der 90er Jahre, dem Hiphop eine neue Richtung zu geben. Auf diese Weise entstand sein "Jazzmatazz"-Projekt, bis heute das wohl prägendste und einflussreichste Fusions-Unterfangen an den Nahtstellen zwischen Hiphop, Jazz, Funk und Soul. Kaum jemand hätte vorher geglaubt, dass es hier überhaupt Schnittmengen geben konnte, doch GURU belehrte die Musikwelt eines Besseren.

1993 wurde "Jazzmatazz Vol. 1" veröffentlicht. GURU hatte dafür einige mehr als umwerfende Songs geschrieben, die er schließlich mit einem absolut überraschenden Line-Up von Gastmusikern aufnahm, das ihm höchste Aufmerksamkeit auch der Jazz-Welt garantierte. Darunter waren der als Meister des Fusion gefeierte Pianist Lonnie Liston Smith, dessen Karriere bis in die 70er Jahre zurückreicht, die Legenden der Jazz-Trompete Courtney Pine und Donald Byrd, Saxophonist Branford Marsalis aber auch N'Dea Davenport, Sängerin der Acid Jazz-Pioniere Brand New Heavies und McSolaar, bis heute die Ikone der französischen Hiphop-Szene.

Die beatlastige Fusion zwischen Hiphop und Jazz, der durchschlagende Groove in Verbindung mit der beeindruckenden Improvisationskunst der Gastmusiker begeisterte Musikfans aller Lager. Jazz-Fans öffneten sich der jungen, US-amerikanischen Hiphop-Szene, die wiederum fanden Gefallen an der Musikalität derer, die sie schließlich als ihre Wegbereiter erkannten.

Vielleicht erstmals in der Musik machte "Jazzmatazz" eine fast lineare Entwicklung in der Geschichte der afroamerikanischen Musik deutlich, die mit den Spirituals der Sklaven begann und mit dem Hiphop längst nicht zu Ende sein dürfte. GURU jedenfalls wandte sich in der zweiten Folge seines Projekts ("The New Reality") stärker dem Soul als Bindeglied zum Hiphop zu. In Shaka Khan, Jamiroquai und Mica Paris fand er wiederum illustre Partner, genau wie 2000, als er mit "Streetsoul" die dritte Ausgabe auf die Beine stellte: Kelis, Angie Stone, Erykah Badu, Craig David, Macy Gray und Herbie Hancock.

Den revolutionären Geist des ersten Albums erreichten die Folgewerk fast zwangsläufig nicht mehr, auch nicht die erst 2007 erschienene vierte Auflage. "Jazzmatazz" war im Mainstream angekommen, die Musiker dürften sich darum gerissen haben, mit GURU zusammen arbeiten zu dürfen, und damit war der Reiz des Neuen, des Experimentellen, verflogen.

Allerdings: Das musikalische Ziel war erreicht - und bleibt auf ewig das Verdienst von Keith Elam. Deshalb ist es auch völlig in Ordnung, ja sogar überfällig, dass eine "Best of"-Zusammenstellung nun an die Highlights der ersten drei Jazzmatazz-Alben erinnert - auch wenn sie die einzelnen Ausgaben nicht ersetzt. Denn vielleicht noch mehr als gewöhnlich erweist sich die Auswahl hier als subjektiv, und so muss man auf dem Best-of-Album auf so manchen Lieblingssong verzichten. Besser also, man komplettiert seine Sammlung.

© Michael Frost, 09.03.2008

 


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