Das
erste Stück dauert ungefähr so lange, wie eine Caffetiera
auf dem Herd benötigt, das kochende Wasser durch das Pulversieb
zu drücken und sich im oberen Behälter der Kanne als dampfend
schwarzer Espresso zu sammeln. Das Zischen des leeren Wasserbehälters,
aus dem schließlich nur noch Luft angesaugt wird, markiert dann
schon das Ende von "Café", dem Opener auf Pau Gullaminos
experimentierfreudigem Album "Atzavara".
"Guillamino
has everything", befand schon der große Gilles Peterson,
"soul, beats, voice, ideas." Letztere - wie der Einfall
mit dem Kaffee - sind es vor allem, die "Atzavara" zu einem
spannenden Ereignis machen. Denn der gebürtige Katalane (Guillamino
stammt aus Barcelona) entwickelt immer wieder neue Ideen, wie sich
beispielsweise Jazz, House, Dub kombinieren lassen, ergänzt um
dramatische Polizeisirenen, die seiner Soundkulisse ein urbanes Gefühl
flirrender Lichter, nassen Asphalts und gelber Taxis geben.
Umstandslos
kann der Eindruck jedoch wechseln, denn als Spanier pflegt er die
Leidenschaft zur akustischen Gitarre, die trotz allen digitalen Einsatzes
nie ihren ur-eigenen Charakter verliert. Auch die mit Metallsohlen
versehenen Schuhe, die beim Flamenco den Rhythmus angeben ("zapateado"),
verraten seine Herkunft.
Diese
individuellen Zutaten geben dem Soul- und Dub-inspirierten Sound den
besonderen Charakter - und eine wiedererkennbare Identität in
der sonst oft als kühl und seelenlos empfundenen Atmosphäre
cooler Bars und Lounges.
©
Michael Frost, 08.07.2007