Viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Auch dem neuen "Gorillaz"-Album hätte ein bisschen Bescheidenheit gut getan. Am "Plastic Beach", so der Titel des Werks, versammelte sich eine illustre Gästeschar: die einen MTV erprobt (Snoop Dogg, Mos Def, Kano oder De La Soul), die anderen Underground erfahren (Mark E. Smith von "The Fall", Gruff Rhys von den "Super Furry Animals" oder Altmeister Lou Reed). Gemeinsam mit Damon Albarn alias 2-D und seinen Primaten wird ein Affentheater zwischen Hip Hop und Pop aufgeführt, das schrulliger und experimenteller daherkommt, als all das, was uns die Comic-Popper bisher servierten. Das mitunter aber auch uninspirierter und unhomogener klingt als die beiden Vorgängeralben.
Doch der Reihe nach. Noch nie hat man Snoop Dogg so laid back reimen hören ("Welcome To Plastic Beach"), läuft Soul-Altmeister Bobby Womack stimmlich zur Höchstform auf ("Stylo"/"Cloud Of Unknowing"), treffen sich Gruff Rhys und De La Soul zu einem höchst vergnüglichen Duett ("Superfast Jellyfish"), surft Mos Def, begleitet von Blechbläsern, über eine komplexen Rhythmussalat ("Sweepstakes").
So weit, so gut.
Das, der Popsage nach, aus Müll, Schutt und Überresten gebaute künstliche Eiland der Popaffen, hat auch Leck geschlagen. Anstatt musikalische Gegensätze zu einer homogenen Einheit zu verschmelzen, bilden die arabischen Klangmuster auf "White Flag" lediglich die Einleitung und den Ausklang eines Rapduetts zwischen Kano und Bashy. Aus dem Song "To Binge" hätte man ein mitreißendes Duett zwischen "Little Dragon"-Sängerin Nagano und Damon Albarn machen können - statt dessen servieren die beiden eine einschläfernde Ballade.
Wer nach Hits vom Schlage "Clint Eastwood", "Dare" oder "Kids With Guns" sucht, in denen sich Coolness, Grips und Eingängigkeit paaren, der wird auf dem neuen Album nicht fündig. Der Ausruf des Erstaunens, "Ich glaub mich laust der Affe", der die beiden Vorgängeralben wie ein Echo begleitete, er verstummt auf "Plastic Beach" zwar keineswegs, fällt aber leiser aus.
"Gorillaz: Plastic beach" Parlophone/EMI
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, März 2010