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Untermalung der
Eintönigkeit
Gastkritik von Thomas Höhl


Goethes Erben, der Name verspricht es ja schon, sind textlich mit das Anspruchsvollste, was der deutsche Markt zu bieten hat. Soweit nichts Überraschendes, doch das neue Album "Nichts bleibt wie es war" kann auch musikalisch hohen Ansprüchen genügen, Vergleiche mit dem sehr gelungen Album "Psychometry" von Anne Clark sind durchaus berechtigt. Man muss kein eingefleischter Erben-Fan sein, um in diesem Album versinken zu können. Zu Glasgarten, dem Stück mit Heppner kann man stehen wie man will, es ist halt die Single, aber sicher nicht das überragende Lied dieser CD.

"Vermisster Traum" kommt weinerlich daher, ist aber ein erster Höhepunkt und das herausragende Stück des ersten Teiles "Zeit nachzudenken". Bitter wird es im zweiten Teil, den mancheiner als geschmacklos ansehen wird, sofern er sich selbst gern in die Tasche lügt und nicht wahr haben will, was die Zukunft bringen wird. Fleischschuld fällt am meisten auf und man mag es sich wohl selbst nicht eingestehen, dass man Zeilen wie "Eine kleine Hand, ein zartes Bein, so schneidet Stahl das Fleisch entzwei" nicht mehr aus dem Kopf bekommt, wie ein Ohrwurm, ein Sommerhit.

Zimmer 34 ist wohl eher etwas für den eingefleischten Erben-Fan, sieben Minuten Sprachgesang, keine Melodie, sondern nur Untermalung der Eintönigkeit, um die es in diesem Lied geht. Wie es im Text schon heißt, ist das Lied eben "grau in grau". Ein letzter Höhepunkt ist Menschsein, dass einen vielleicht im ersten Moment an Rammstein erinnert, jedoch mit Akustikgitarre, Geige und Klavier im Refrain eine Melodie zaubert, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt.

Nahezu jedes Stück dieses Albums kann durch eine gute Melodie beeindrucken, die manchmal melancholisch ruhig, manchmal brutal hart umgesetzt ist, jedoch immer gefallen kann. Sicher ist das Album nichts für Fans "rosaner Lutschbonbons-Musik", doch man muss nicht der Gothic-Szene zugehörig sein, um an schönen Geigenläufen Gefallen zu finden.

 

"Goethes Erben: Nichts bleibt wie es war"
ist eine Gast-Kritik
von Thomas Höhl / Juli 2002

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