Dobet
Gnahoré stammt aus einer ungewöhnlichen Künstlergemeinde
mit dem Namen Ki-Yi in Côte d'Ivoire. Ihr Vater Boni gehört
zu den Gründern des Dorfes, er selbst ist Trommler, Sänger
und Schauspieler. Im Falle seiner Tochter fiel der sprichwörtliche
Apfel nicht weit vom Stamm, denn Dobet Gnahoré ist eine großartige
Sängerin, deren Stimme kraftvoll und anmutig zu gleich ist, drängend
und elegant, verlangend und voller Poesie.
"Na
Afriki" heißt ihr zweites Album (nach "ano neko",
2003), das wiederum gemeinsam mit dem Franzosen Colin Laroche entstand,
der vor einigen Jahren in Ki-Yi auftauchte und drei Jahre blieb, fasziniert
von Dobet Gnahorés Gesang. "Na Afriki" nennt nichts
Geringeres als den Kontinent selbst als Thema.
Dobet
Gnahoré folgt damit den vielen, inzwischen auch über Afrika
hinaus bekannten Kolleginnen und Kollegen, deren Musik die Forderung
nach kultureller und politischer Selbstbestimmung unterstreicht, die
Lebensbedingungen der Menschen thematisiert, ihren Hoffnungen und
Träumen eine Stimme gibt.
Dobet
Gnahoré tut dies auf eine traditionelle Weise. Ihr Ziel ist
nicht der globalisierte Sound, ihr Weg ist ein afrikanischer. Sie
nutzt alle Arten traditioneller Instrumente, und sie singt in sechs
verschiedenen afrikanischen Sprachen - auch dies Ausdruck der Selbstbehauptung
auf einem Kontinent, der noch immer von den Sprachen einstiger Kolonialmächte
dominiert wird.
Temperamentvoll
und harmonisch reiht Dobet Gnahoré ihre Lieder wie Perlen zu
einer Kette aus Tänzen, Balladen und Liedern, ist dabei unglaublich
entspannt und heiter, als könnte nichts ihren Optimismus und
ihre Lebensfreude trüben. So selbstbewusst klingt "Na Afriki",
dass am Erfolg ihrer Absicht kaum ein Zweifel bestehen kann, wären
da nicht diese dunklen Geschichten über Tod, Trauer, Verzweiflung
und Ausbeutung, die in scharfem Kontrast zum pulsierenden Sound der
Musik stehen. Doch auch dies ist letztlich nur Ausdruck ihrer Hoffnung,
dass das Gute eines Tages siegen wird. Ihren Beitrag dazu hat Dobet
Gnahoré mit "Na Afriki" bereits geleistet.
©
Michael Frost, 24.02.2007