Von den schottischen Highlands herab tönt das Lied der Einsamkeit. Vor mächtigen Gitarrenwänden, die an selige „Jesus & Mary Chain“-Zeiten erinnern, hallt der Klageruf einer trauernden Seele: „How could they take my sunshine away“.
Verlust ist eines der Themen, dem sich die schottische Band „Glasvegas“ auf ihrem grandiosen selbst betitelten Debütalbum mit einer Hingabe widmet, die vom ersten Ton an fesselt. Dieses Abschied nehmen von einem innig geliebten Menschen wird in den Songs „Flowers & Football Tops“ und „Daddy’s Gone“ vor dem geistigen Auge des Zuhörers lebendig. Selbst der Blick in den Licht spendenden Sternenhimmel, für gewöhnlich ein Symbol der Hoffnung, wird zum lyrisch-musikalischen Spiel mit der Seelenpein.
Welcher Titel könnte dazu besser passen als „S.A.D. Light“? Sogar Beethoven’s „Mondscheinsonate“, gefühlvoll interpretiert von dem klassischen Pianisten Paul Cantelon, wird zum musikalischen Hintergrund für zornige Gefühle, die eine Sinneswandel einläuten („Stabbed“). Momente der Hoffnung sind rar gesät im musikalischen Kosmos aus Trauer, Zorn und Selbstzweifel.
Doch es gibt sie: In dem wunderschönen hymnisch-sehnsuchtsvollen Lied über den Schutzengel „Geraldine“, in der gefühlvollen Weise über den einsamen Schwan („Lonesome Swan“) oder dem aufwühlenden Stück über einen jungen Strafgefangenen („Polmont On My Mind“).
Stets präsent: Das wehklagende, vom schottischen Dialekt gefärbte Timbre von Sänger James Allan, das nach all dem düster-romantischen Noisepop zum atmosphärischen Schluss- und Höhepunkt ansetzt: dem Stück „Ice Cream Van“.
In England sangen sich die Trauermusikanten aus den Highlands bereits im vergangenen Jahr in die Herzen der Fans, Deutschland dürfte ihnen, da bin ich mir ziemlich sicher, in diesem Jahr folgen.
"Glasvegas: Glasvegas" (Sony BMG)
ist ein Gast-Beitrag von Stephan
Stöckel.
© Stephan Stöckel, Februar 2009
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