Keine 
          Frage: Spätestens um die Auftritte Peter Gabriels im angemessenen 
          Rahmen dokumentieren zu können, hätte die Videotechnik erfunden 
          werden müssen. Der in 1993 in Modena aufgenommene Mitschnitt seiner 
          "Secret World"-Tour ist längst ein Klassiker, mit dem 
          Gabriel seine einzigartige Stellung in der Musikwelt zwischen Pop, Weltmusik, 
          Zauberei, Poesie und Multimedia-Kunst zementierte.  
          Dass 
            seine Konzerte weit mehr als nur Happenings musikalischer Evergreens 
            sind, hat sich seither herumgesprochen. Das Spektakel mögen sich 
            selbst Leute nicht entgehen lassen, die eigentlich gar keine Gabriel-Fans 
            sind: Man muss einfach dabei gewesen sein. So war es auch 2002/2003, 
            als Peter Gabriel endlich wieder auf große Konzertreise ging. 
            
          Wiederum 
            in Italien, diesmal in Mailand, entstand der Mitschnitt "Growing 
            up live" für die gleichnamige DVD. Erneut präsentierte 
            Gabriel sich als Gesamtkunstwerk aus Musik, Mediakunst und Lightshow. 
            
          Wie 
            anders - fast spartanisch - fiel dagegen die Ausstattung des zweiten 
            Teils der Tour aus: 2004 setzte Peter Gabriel die "Growing up"-Tour 
            fort, diesmal allerdings in kleineren Hallen und Open-Air-Bühnen, 
            unter weitgehendem Verzicht auf aufwändige (Selbst-)Inszenierungen 
            - jedenfalls für seine Verhältnisse.
          Selbstredend 
            ließ Peter Gabriel auch diese Konzerte aufzeichnen. Mit der 
            Regie betraute er wiederum Hamish Hamilton, der schon die vorige Tour 
            mit einem Kameratem begleitet hatte. Einen Zusammenschnitt verschiedener 
            Konzerte erschien nun auf DVD: "Still growing up". 
          Von 
            "Red rain" über "Solsbury Hill", "Games 
            without frontiers" bis "Sledgehammer", "Biko" 
            und "Come talk to me" enthält die Veröffentlichung 
            alle zu erwartenden Hits des Zeremonienmeisters Gabriel, und erneut 
            verzichtete er darauf, den zum Teil an die dreißig Jahre alten 
            Titel einen neuen Sound zu verpassen. Dergleichen ist auch völlig 
            unnötig: Denn auch ohne die typischen Showelemente entfalten 
            die Songs ihr zeitloses Flair. Schon immer entzog sich Gabriel modischen 
            und aktuellen Einflüssen - bestenfalls kreierte er einen Stil, 
            an dem sich später andere orientierten -, weshalb seine Stücke 
            auch heute noch nichts von ihrer atmosphärischen Wirkung, ihrer 
            perferkten Komposition und Dramaturgie verloren haben.
          So 
            ist auch diese Veröffentlichung, ohne wirklich Neues zu bieten, 
            ein wichtiger Baustein des langen Weges, den Peter Gabriel im Laufe 
            seiner Karriere zurückgelegt hat. Zumal zum Package eine zweite 
            DVD gehört, die Gabriels Tour ausführlich dokumentiert, 
            übrigens aufgenommen von seiner Tochter Anna. Weiteres Bonus-Material 
            enthält Studioaufnahmen und einen Auftritt in der BBC-Show "Later 
            ... with Jools Holland", in der Gabriel "Downside up" 
            und "Father, son" live spielte. 
          © 
            Michael Frost, 04.11.2005