Erstmal haut einen die Musik um. Da wirbeln die Geigen, da kracht auch mal der Rockbass, die Melodien verzaubern – und die sanfte Stimme von Arnaud Fleurent-Didier schmeichelt sich in die Gehörgänge. Sind wir in den 60er Jahren, als Léo Ferré oder Serge Gainsbourg ganze Orchester hinter ihre poetischen Texte stellten?
Nein, dieser junge Mann, übrigens einer von der ernsthaften Sorte, der ist ganz von heute – und doch wieder nicht. Wenn man seinen Texten genau zuhört, dann entdeckt man einen Dichter, der, wenn er so weiter macht, einmal mit den Großen des chansons in einem Atemzug genannt werden könnte. Einer, der das Leben offensichtlich liebt, ohne Illusionen, der die Frauen liebt, und das nicht ohne Selbstironie, der es sogar schafft, politisch zu werden, ohne gleich mit unangenehmer Schwere seine schöne Popmusik zu verhunzen.
Dieser Mann urteilt nicht, er erzählt…. Eine wichtige, aber ungeheuer angenehme Nuance. Und dann kann man sogar ein so schön witziges einfaches Liebeslied finden.
„Ich bin verliebt, nicht kompliziert. Glücklich wie doof, ziemlich durcheinander. Sie macht mit mir, was sie will, ich bin so zerbrechlich. Heute abend bin ich verliebt, fühle mich ziemlich bescheuert.“ Dem ist eigentlich nix hinzuzufügen. Außer, dass man Lust hat, den kompletten Arnaud Fleurent-Didier zu übersetzen und dem einen oder anderen deutschen Liederschreiber vorzuhalten – damit auch er lernt, wie man elegant, tiefgehend, angenehm und dennoch nicht blöd wieder über das Leben schreiben kann.
Die erste Entdeckung 2010 also aus Frankreich ist dieser junge Poppoet – und hier singt er ein ungeheuer anrührendes Lied über seinen Vater. „Wenn wir uns auch nicht aussprechen wie die Leute in den Filmen, das ist nicht schlimm, Papa… denn wir haben schon soviel gemeinsam erlebt.“
© Gerd Heger, Juli 2010
Gerd Heger ist der "Monsieur Chanson" beim Saarländischen Rundfunk. Dort produziert er u.a. seine wöchentliche Sendung "Rendezvous Chanson".