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"L'Africain à Paris"


Bob Marley hätte an ihm seine wahre Freude gehabt. Was für ihn einst das berauschende Livealbum "Babylon by Bus" war, ist "Live à Paris" für Tiken Jah Fakoly. Bewusst hat sich der Musiker aus der Elfenbeinküste, der inzwischen im Exil in Malis Hauptstadt Bamako lebt, für den Reggae als Ausdrucksform entschieden. Und im Gegensatz zu vielen seiner karibischen Kollegen und sowieso zum internationalen Mainstream führt er diesen in einer Mixtur aus afrikanischen und karibischen Rhythmen entstanden Sound zurück zu der von Marley gepflegten Form: als Protest nämlich gegen die Herrschenden, als Sprachrohr der Rechtlosen, als Aufruf zum Widerstand.

Tiken Jah Fakoly lebt im Exil, weil seine Musik in den vergangenen Jahren immer einflussreicher wurde. Kompromisslos textet er Forderungen nach Gerechtigkeit, gegen die Korruption, gegen die Instrumentalisierung der Demokratie durch eine nur auf den eigenen Vorteil bedachte Politikerkaste, die nicht willens ist, die fundamentalen Bedürfnisse der Bevölkerung zu respektieren. Dabei schreckt er auch vor radikalen Aussagen nicht zurück: Das Cover seines 2007 veröffentlichten Albums "L'africain" zeigt ihn inmitten martialisch bewaffneter Kollegen. Ob nun Aufruf zur Gewalt oder Versuch der Aufrüttelung: Tiken Jah Fakoly scheut die Provokation nicht.

Nach sechs Studioalben, die ihn in Westafrika zur Berühmtheit und in Europa zum anerkannten Weltmusik-Star machten, ist "Live à Paris" sein erstes Livealbum. Die französische Hauptstadt ist Dreh- und Angelpunkt der Weltmusikszene, gerade für afrikanische Musiker, deren internationale Karriere zumeist hier ihren Ausgangspunkt hat.

Über weite Strecken ist der Mitschnitt des Konzerts von Tiken Jah Fakoly das Dokument der Party einer verschworenen Fangemeinde, die jeden seiner Texte in- und auswendig mitsingen kann und seine Anklage teilt, wenn er etwa die Politik Frankreichs und der USA gegenüber den afrikanischen Ländern anprangert ("Francafrique"). Das Lebensgefühl, gerade der Exilanten in Europa, fasst er in einer originellen Adaption des Sting-Klassikers "Englishman in New York" zusammen: "Un peu en exil, étrangé dans votre pays, je suis l'Africain à Paris".

 

© Michael Frost, 15.10.2008


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