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Licht und Schatten
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel

 

"Insomnia" hieß der Hit, der seinem Namen alle Ehre machte, und Mitte der 90er Jahre vielen Electro- und Popfans den Schlaf raubte. Seither ist die englische Band "Faithless" eine feste Größe im Grenzbereich zwischen Dancefloor und Pop. Was viele für unmöglich hielten: "Faithless" verknüpften auf gelungene Art und Weise Idealismus, Spiritualität und sozialkritisches Engagement mit einem Elektrosound, der sehr oft Unbekümmertheit statt Nachdenklichkeit ausstrahlte.

"Rassismus ist eine Massenvernichtungswaffe", rappte Sänger Rollo auf einer der letzten "Faithless"-Singles und spätestens jetzt hatte auch der letzte Hinterwäldler kapiert, aus welchem Holz "Faithless" geschnitzt sind. "Bombs", heißt der erste Song auf der neuen CD "To All New Arrivals", auf dem sich die Band erneut von ihrer sozialkritischen Seite zeigt: Leid und Freud dieser Welt treffen aufeinander und man fragt sich unwillkürlich: Wann, wann endlich regiert nur die Nächstenliebe auf dieser Welt? Ein Song, der mit seinem Hammerrefrain und dem unerwartet süßlichen Gesang von Harry Collier wie eine Bombe im Gehörgang einschlägt.

Überhaupt ist es die poppige Seite des Albums, die dem Zuhörer viel Freude und Gänsehaut beschert. Letzteres trifft auf den Song "A Kind Of Peace" zu, mit rauchiger Stimme von Cat Power vorgetragen, bei dem man es sich so richtig vor dem Kamin gemütlich machen möchte. Das ist Lagerfeuerromantik pur!

Enttäuscht ist man etwas über die Dancefloor-Seite des Albums. Kein "God Is A DJ", kein "Insomnia", kein "Salva Mea" - wer Smash-Hits sucht, die einem beim Tanzen die Schweiß auf die Stirn treiben, der wird vergeblich danach suchen. Ein verkorkster, wirrer Cure-Remix ("Spiders, Crocodiles & Kryptonistes"), eine billige "De La Soul"-Kopie namens "The Man In You" ein paar biedere Soundexperimente auf dem Keyboard ("Nate's Tune") - da hatte man sich von "Faithless" mehr erwartet.
Wer sich den Text von "Music Matters" eingehend zu Gemüte führt, weiß dass Musik mit Anspruch im Hause "Faithless" noch immer oberste Priorität hat.

Nur leider hat sich das Ensemble bei einigen Stücken etwas im musikalischen Ton vergriffen. Da bewahrheitet sich mal wieder die alte Erkenntnis: Licht und Schatten liegen oft dicht beieinander.

"To All New Arrivals" Faithless (Sony/BMG 88697021582)
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Februar 2007

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