Dass
Erasure einen festen Platz in Poplexika für sich beanspruchen können,
ist unbestreitbar. Aber was wird dort über das Duo geschrieben
stehen? Zunächst, dass sie eines der erfolgreichsten Popduos überhaupt
sind, deren Erfolgsspanne nun schon zwanzig Jahre währt. Alles
begann mit "Oh l'amour", der ersten Single, mit der sich Erasure
überall in den Charts und auf den Disco-Tanzflächen etablieren
konnten. In den 90er Jahren war es Erasure, die mit ihrem Cover-Album
"Abba-esque", begleitet von schrägen Videoclips im authentischen
Abba-Look, die Wiederentdeckung des schwedischen Quartetts einläuteten.
Von
Beginn an haben sie unbeirrt und kompromisslos vor allem eines gemacht:
Tanzmusik. Theoretisch könnte man jeden ihrer Longplayer einfach
durchlaufen lassen - jeder Song ist tanzbar. So auch "Nightbird",
das neue Album von Vince Clarke, von dem heute nur noch die wenigsten
wissen, dass er seine Karriere mit Depeche Mode begann, und Andy Bell,
dem man bis heute nicht ansieht, dass er seine Karriere als Schlachter
begann.
"Nightbird"
ist nun schon das elfte Studioalbum des Duos. Die Inspiration für
den Albumtitel liefert nach Aussage der Band Andy Bells Schlaflosigkeit.
Ermüdungserscheinungen sind dennoch nicht zu verspüren:
"Wir sind zusammengeblieben, weil wir wirklich gute Freunde sind",
sagt Vince Clarke.
Erasure
gehören heute zu den wenigen Bands, die sowohl in den 80er-Jahre-Retroshows
als auch in aktuellen Sendungen ihren Platz haben, und dies, obwohl
sie sich nie irgendwelchen Strömungen anpassten.
Dass
sie ihren Sound, ähnlich wie die Pet Shop Boys, über die
Jahre nicht nur zum Markenzeichen ausgebaut, sondern fast konserviert
haben, wird manchen Beobachter irritieren. Man muss jedoch kein Hardcore-Fan
sein, um diese außergewöhnliche Leistung anzuerkennen,
die sich mit "Nightbird" nahtlos fortsetzt.
©
Michael Frost, 22.01.2005