Einer Newcomerband hätte man ein solches Album nie und nimmer zugetraut. Seit den seligen Clash-, Jam- und Style-Council-Zeiten hat es keine englische Gruppe mehr gegeben, die soziale Zustände so direkt auf den Punkt bringt: „The Enemy“ aus Coventry haben mit „We’ll Live And Die In These Towns“ das Kunststück vollbracht.
„Aggro“, der erste Song ist aus ähnlichem Holz geschnitzt, wie „I Predict A Riot“ von den „Kaiser Chiefs“. Das Trio gibt sich zum Auftakt ihrer Tour-de-Force durch die Welt der Unterpriveligierten, Altersarmen und Lohnsklaven revoluzzerhaft: „Ahh, we set the streets on fire.“ Wer möchte ihm nicht entfliehen, dem Alltagstrott, der für viele Menschen kaum Abwechslung bietet? „Away From Here“ ist das musikalische Echo.
Die Band beklagt den täglichen Druck, dem viele ausgesetzt sind („Pressure“), schieben ein trotziges „Had Enough“ hinterher, ehe sie zur elegantesten Nummer des ganzen Albums ansetzt: „We’ll Live And Die In These Towns“. Das punkige Flair weicht edlen Bläsern und akustischen Gitarren, die einen Kontrast zu dem Text bilden, der die trostlosen Lebensumstände beschreibt, in denen Menschen nicht nur im Vereinigten Königreich vor sich hin vegetieren. Gefolgt vom punkigen Wirbelsturm „It’s Not Ok“, einem wütendem Appell, die Fesseln der Sklaverei abzulegen.
Jugendliche, die sich in Drogen flüchten („This Song“) oder ihren Spaß daran finden, auf dem Rücksitz eines Autos Sex zu treiben („Technodanceaphobic“), werden von den Musikern, die in dem Song „40 Days And 40 Nights“ erneut das Leben in der Arbeiterklasse besingen, ebenfalls thematisiert.
Musikalisch verpackt wird das ganze in Ohrwürmern zwischen Pop und Punk, die durch ihre atmosphärische Dichte bestechen. Das Patentrezept der Musiker mag einfach klingen, doch es spricht den Zuhörer in einer von Globalisierungsängsten und Massenarbeitslosigkeit geprägten Zeit direkt an und fordert ihn zum Handeln auf: „It’s easy to be a dreamer – wake up and be free“.
"The Enemy: We'll live and die in these towns"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Dezember 2007
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