Die Jungs von „The Enemy“ wollen hoch hinaus und Musik für Jedermann machen - „Music For The People“ eben, wie es der Titel des neuen Opus verheißt. Auf ihrem erstklassigen Debüt „We’ll Live And Die In These Towns“, das im Vereinigten Königreich zu einem Megaseller avancierte, war der Fokus noch auf ein Thema gerichtet: Songschreiber Tom Clark skizzierte mit realistischem und scharfem Blick soziale Unterschichtenmilieus, eingebettet in einem Sound zwischen wuchtigen, aufmüpfigen Punk und mondänem Pop.
Auch auf dem neuen Werk tritt Clarke als scharfzüngiger, provokanter, gesellschaftskritischer Poet in Erscheinung, was er mit Textzeilen wie „Blairs legacy a barrel of oil“ (aus „Nation Of Checkout Girls“) oder „New Labour’s a joke just another Thatcherite“ (aus „Dont’t Break The Read Tape“) eindrucksvoll unter Beweis stellt. Zugleich öffnet er sich lyrisch neuen Themen, die auf einer emotionalen, zwischenmenschlichen Ebene angesiedelt sind. Songs wie „Last Goodbye“ oder „Sing When You’re in Love“ legen davon beredt Zeugnis ab.
Damit einher geht eine musikalische Öffnung in so ziemlich alle pop- und rockmusikalischen Himmelsrichtungen. Das ist die Krux am neuen Album: Statt auf Eigenständigkeit zu setzen, scheinen sich die Jungs an altbekanntem Liedgut orientiert zu haben. Bei „Last Goodbye“ kommt einem unvermittelt „Walk Away“ von den Britpoppern „Cast“ in den Sinn, bei „Don’t Break The Red Tape“ haben die drei Jungs eine Überdosis „Clash“ zu sich genommen und der namenlose Bonustitel klingt verdammt nach einer Kopie des Beatles-Klassikers „Let It Be“.
Nach ihrem famosen Erstling kommen „The Enemy“ auf ihrer zweiten Scheibe etwas richtungslos daher. Mag sein, dass aus den Songs „Melodien für Millionen“ werden, verdient haben es „The Enemy“ aber nicht, denn schließlich handelt es sich musikalisch um ein eher mittelprächtiges Album mit einem Hang zum Klonen.
"The Enemy: Music for the people"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Mai 2009
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