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Wenn das Ende naht ...
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel


Mark Oliver Everett ist ein Workaholic, ein Vielschreiber, einer den die Muse anscheinend täglich küsst. Bereits ein halbes Jahr nach seinem Album "Hombre Lobo" beglückt uns der Frontmann der amerikanischen Band "Eels" mit einem weiteren Meisterwerk: "End Times". Es ist quasi das thematische Gegenstück zum Vorgänger: Die Sexlüsternheit, das frische Verlangen nach Liebe und der Beginn einer Beziehung sind Schnee von gestern, jetzt werden Herzschmerz und das Ende einer Beziehung besungen. Dass Everetts Songs kein Quell der Freude sind, dürfte hinlänglich bekannt sein. Das neue Album macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme.

"Ach wie schön ist es doch, frisch verliebt zu sein" knüpft er zu Beginn des neuen Werks in dem Stück "The Beginning" noch einmal an die Songs von "Hombre Lobo" an. Ganz verträumt, zärtlich und romantisch, ehe er eine thematische Kehrwerte um 180 Grad vollzieht.

Mark Oliver Everett schlüpft in die Rolle des introvertierten Melancholikers, des "crazy guy with a matted beard, standing on the corner, shouting out end times are near", wie er sich wörtlich in dem Stück "End Times" vorstellt, der sich am Klavier und auf der akustischen Gitarre mit brüchiger Stimme den Trennungsschmerz von der Seele singt. Bei ihm geht nicht die Welt unter, sondern Beziehungen in die Brüche.

Videolink: Eels "End times" / youtube

Die besungene Pein wird für ihn durch gesellschaftliche Kälte intensiviert, wie es in dem Song "Mansions Of Los Feliz" deutlich zum Ausdruck kommt.
Zu allem Überfluss kehrt die eigene Trauer über die vor ein paar Jahren verstorbene Mutter zurück, sehnt sich der kauzige Trauermusikant nach mütterlicher Zuneigung ("I Need Amother"), bekennt Everett frank und frei, dass er in jüngeren Jahren viel leichter mit all dem Unbill umgehen konnte ("In My Younger Days"). Als Zuhörer möchte man ihn am liebsten umarmen und trösten, den lieben Everett, der in seinem Leben von Schicksalsschlägen hart getroffen wurde, so herzzerreißend klingen manche Stücke.

Dem Hörer schallt zumeist eine bedrückende Atmosphäre aus düsteren Moll-Tönnen entgegen, ab und an, wenn der Gaul so richtig mit ihm durchgegangen ist, dann spielt er mit lauten, verzerrten Bluestönen den Rock'n'Roll-Wüterich, der seine Verflossene ganz krass im "Paradise Blues" zum "Suicide Bomber" werden lässt.

Auf seinen Grabstein, wie könnte es auch anders sein, wünscht sich der Protagonist des Liedes "Gone Man" folgenden Spruch: “Here lies a man, who just wanted to be alone.” Gibt es für Everett keinen Funken der Hoffnung? "One sweet day I'll be back on my feet. And I'll be all right", gibt er in dem Schlusssong "On My Feet" zur Antwort. Die Hoffnung stirbt eben doch zuletzt.

Eels: "End Times"
(Cooperative Music/Universal)

ist eine Gast-Kritik von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Februar 2010

 


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