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Licht am Ende
der Finsternis
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel


Es ist als wäre Ian Curtis von den Toten auferstanden und würde durch die Gänge eines alten Schlosses oder Klosters wandeln. Diese hohe, majestätische Stimme, umrankt von musikalischem Trauerflor aus Moll und Hall - es klingt wie anno dazu mal, in den späten 70er Jahren, als die englische Band "Joy Division" mit Meisterwerken der Finsternis wie "Unknown Pleasures" oder "Closer" der grauen Unwirtlichkeit der Industriestädte ein musikalisches Spiegelbild verlieh. Leider endete die Karriere des Ensembles mit dem Selbstmord ihres Sängers am 18. Mai 1980 viel zu früh.

Die englische Band "Editors" pflegt gekonnt das musikalische Erbe von "Joy Division". Ab und an schimmert auch noch der Stadionrock von "U2" durch, findet man Anklänge an den melancholischen Sound von "Coldplay". Erfreulich: Die Gruppe aus Birmingham um den charismatischen Sänger Tom Smith benutzt den Sound aus längst vergangenen Zeiten nur als Vorlage, erzeugt keinen müden Abklatsch, sondern bemüht sich um Eigenständigkeit.

Verglichen mit dem Debütalbum "The Back Room" klingen die Stücke um ein Vielfaches packender und dramatischer, mal in zackig-rockiger Wave-Manier, mal in melodramatischer, balladesker Ausführung.

Geschichten über Verlust, Tod, Isolation und Trauer werden auf einfühlsame Art und Weise erzählt, summieren sich zu Kurzfilmen, die vor dem geistigen Auge des Zuhörers erscheinen. Immer wieder wirft Smith dabei den Anker der Zuversicht aus: "Keep a light on those you love - they will be there when you die", singt er mit dunkler Stimme in dem Lied "Weight Of The World" und man fühlt sich unweigerlich an all jene erinnert, die einen am nächsten stehen.

"In the end all you can hope for is the love you felt to equal the pain you've gone through", heißt es in dem Rockknaller "Bones", der unweigerlich zum Tanzen auffordert und einem deutlich vor Augen führt, dass die Liebe den empfunden Schmerz oftmals aufwiegen kann.
"Push Your Head Towards The Air" schenkt uns tröstende Wort, wie sie nicht schöner sein könnten: "Don't drown in your tears babe".

Ergreifend der schlichte Schluss, in dem der Sänger begleitet von sanften Piano- und Gitarrenklängen seine kräftige Stimme voll zur Entfaltung bringt. Der Zuhörer wird entführt in eine Gefühlswelt aus Isolation und Furcht, in der zwei Protagonisten zu Hause sind, die Angst haben vor dem, was an Schrecklichem in der Welt passiert. In diesen wundervollen Schlussakkorden spricht der eine zum anderen in einer Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung: "Take my well worn hand. Let's lock ourselves away."

"An end has a start" von The Editors
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Juli 2007

 


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