Es
ist als wäre Ian Curtis von den Toten auferstanden
und würde durch die Gänge eines alten
Schlosses oder Klosters wandeln. Diese hohe, majestätische
Stimme, umrankt von musikalischem Trauerflor aus
Moll und Hall - es klingt wie anno dazu mal, in
den späten 70er Jahren, als die englische
Band "Joy Division" mit Meisterwerken
der Finsternis wie "Unknown Pleasures"
oder "Closer" der grauen Unwirtlichkeit
der Industriestädte ein musikalisches Spiegelbild
verlieh. Leider endete die Karriere des Ensembles
mit dem Selbstmord ihres Sängers am 18. Mai
1980 viel zu früh.
Die englische Band "Editors" pflegt
gekonnt das musikalische Erbe von "Joy Division".
Ab und an schimmert auch noch der Stadionrock
von "U2" durch, findet man Anklänge
an den melancholischen Sound von "Coldplay".
Erfreulich: Die Gruppe aus Birmingham um den charismatischen
Sänger Tom Smith benutzt den Sound aus längst
vergangenen Zeiten nur als Vorlage, erzeugt keinen
müden Abklatsch, sondern bemüht sich
um Eigenständigkeit.
Verglichen
mit dem Debütalbum "The Back Room"
klingen die Stücke um ein Vielfaches packender
und dramatischer, mal in zackig-rockiger Wave-Manier,
mal in melodramatischer, balladesker Ausführung.
Geschichten über Verlust, Tod, Isolation
und Trauer werden auf einfühlsame Art und
Weise erzählt, summieren sich zu Kurzfilmen,
die vor dem geistigen Auge des Zuhörers erscheinen.
Immer wieder wirft Smith dabei den Anker der Zuversicht
aus: "Keep a light on those you love - they
will be there when you die", singt er mit
dunkler Stimme in dem Lied "Weight Of The
World" und man fühlt sich unweigerlich
an all jene erinnert, die einen am nächsten
stehen.
"In
the end all you can hope for is the love you felt
to equal the pain you've gone through", heißt
es in dem Rockknaller "Bones", der unweigerlich
zum Tanzen auffordert und einem deutlich vor Augen
führt, dass die Liebe den empfunden Schmerz
oftmals aufwiegen kann.
"Push Your Head Towards The Air" schenkt
uns tröstende Wort, wie sie nicht schöner
sein könnten: "Don't drown in your tears
babe".
Ergreifend
der schlichte Schluss, in dem der Sänger
begleitet von sanften Piano- und Gitarrenklängen
seine kräftige Stimme voll zur Entfaltung
bringt. Der Zuhörer wird entführt in
eine Gefühlswelt aus Isolation und Furcht,
in der zwei Protagonisten zu Hause sind, die Angst
haben vor dem, was an Schrecklichem in der Welt
passiert. In diesen wundervollen Schlussakkorden
spricht der eine zum anderen in einer Mischung
aus Hoffnung und Verzweiflung: "Take my well
worn hand. Let's lock ourselves away."
"An
end has a start" von The Editors
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Juli 2007