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Auf elektronischem Terrain
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel


Düster dröhnt der Synthesizer, Soundgebilde schichten sich übereinander bis die Klänge wie Feuerwerkskörper explodieren und Sperrfeuer aus der E-Gitarre brettert. Über allem schwebt der dunkle Baritongesang von „Editors“-Frontmann Tom Smith, der mit beschwörender, kraftvoller Stimme eine Liebeserklärung an ein verregnetes London abgibt: “In this light, and on this evening / London’s become the most beautiful thing I’ve seen”.

Das neue Album (Titel: „In This Light And On This Evening“) der englischen Gruppe beginnt sogleich mit einem Paukenschlag, der dem Zuhörer den Atem stocken lässt. Was folgt ist eine musikalische Reise zu Gefilden, in der nicht die Gitarren, sondern die elektronischen Klänge aus dem Synthesizer regieren. Christ Ubanowicz, der bislang neben Frontmann Smith die Gitarrensaiten anschlug, zaubert jetzt Loops und Klangteppiche auf die musikalische Tonleiter der Gruppe, die dem Synthie-Pop der 80er Jahre auf mitunter geistreiche Art und Weise ihre Referenz erweist.

Ein pochender, nach vorne treibender, schneller Schlagzeugbeat und Synthesizerklänge, die wie Polizeisirenen klingen, erschaffen in dem Song „Papillon“ eine hektische, nervöse und gehetzte Stimmung, die vom ersten Ton an mitreißt. Immer wieder wartet die Band auf ihrem neuen Opus mit fast schon sakralen Chören auf, die eine warme, wohlige Atmosphäre schaffen, etwa in dem eingängigen Stück „Bricks And Mortar“ oder dem finalen Song „Walk The Fleet Road“. Mut zur Eigenwilligkeit beweisen die Musiker bei dem Lied „Eat Raw Meat = Blood Drool“, bei dem eine fröhliche Melodie von quietschenden, quäkenden Tönen begleitet wird, ehe sich die Stimmung zum Ende hin zu einem wuchtigen Klangteppich verdichtet.

Leider zeigen sich die vier Akteure nicht immer von ihrer besten Seite. Der Midtempo-Song „You Don’t Know Love“ beispielsweise plätschert belanglos vor sich hin, wartet mit einer Gitarre auf, wie man sie aus flachen Mainstream-Rockssongs her kennt. Der neue Silberling ist darüberhinaus in limitierter Auflage mit einer Bonus-CD erschienen. Darauf versuchen die Musiker krampfhaft einen nach Motor und Maschine klingenden Avantgardepop zu erschaffen, was aber leider in die Hose geht. Wie man es richtig macht, kann man an den frühen „Human League“ ablesen, als diese noch nicht dem Kitschpop verfallen waren.

Obgleich die Gruppe auf neuem Terrain nicht immer die beste Figur macht, ein gutes Album mit etlichen starken Songs haben die Musiker dennoch abgeliefert. Und darauf können sie stolz sein.

"In this light and on this evening" von The Editors
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, November 2009


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