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Beinahe ein Popalbum


Lila Downs ist das Paradebeispiel einer Weltmusikerin. Ihre Musik wies sie zwar immer als Mexikanerin aus, doch für sie war die Folklore nie mehr als der Ausgangspunkt für eine umfänglichere Beschäftigung mit anderen Kulturen. "Seit meiner Jugend ist mir wichtig, unterschiedliche Menschen zueinander zu bringen", sagt sie selbst, und ihre Musik bietet ihr dafür eine vortreffliche Möglichkeit.

"Shake away" ist beinahe ein Popalbum, schon aufgrund der auffälligen Präsenz der englischen Sprache, aber auch durch Songs wie die Ballade "I would never" oder "Minimum wage" mit einem Rhythmus zwischen Texmex, Bluegrass und Südstaaten-Blues. Den Eindruck verstärkt noch die Coverversion von Fleetwood Macs "Black magic woman", hier freilich in einer panamerikanischen Fassung mit Mariachibläsern, Percussions und Gaststar Raul Midón.

Ihrem Ziel, Menschen unterschiedlicher Herkunft in gegenseitigen Austausch zu bringen, versammelt Lila Downs, die das Album in New York und Oaxaca aufnahm, neben Midón noch weitere Gäste um sich, unter ihnen auch "die Stimme Lateinamerikas", die legendäre argentinische Sängerin Mercedes Sosa, seit Jahrzehnten eine aufrechte Stimme gegen die Unterdrückung der Menschen in Lateinamerika. Lila Downs ist auf dem besten Wege, ihr als moralische und politische Instanz nachzufolgen.

Mit Enrique Bunbury, dem früheren Sänger der spanischen Rockband "Heroes del Silencio" im Duett enthält "Shake away" sogar einen waschechten Latinpop-Song, doch im Unterschied auch in diesem Fall will Lila Downs nicht auf politischen Anspruch verzichten: Der Song heißt "Justicia" - Gerechtigkeit.

Folklore bewahrt die Tradition, Weltmusik verändert sie. So gesehen ist Folklore eine Sackgasse, während der Weltmusik - der Name sagt es bereits - die Welt offen steht. Und Lila Downs ist, wie gesagt, das Paradebeispiel einer Weltmusikerin.

 

© Michael Frost, 10.10.2008


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