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¡Buenas tardes,
Sommer!
Gast-Beitrag von Friederike Haupt


Wenn es nicht längst out wäre, über den Sommer 2004 in Deutschland zu jammern, könnte man das den ganzen Tag machen. Aber da schon viele Medien und mehr als genug kleingeistige Zeitgenossen den Meckerpart übernommen haben ("zu kalt für die Jahreszeit" könnte zur Phrase des Jahres werden), lohnt es sich vielmehr, zu retten, was zu retten ist. Und wer das im Januar 2004 in Deutschland erschienene Album ‚The Flame' der spanischen Band Dover besitzt, ist längst gerettet. Die Sonne im Herzen tragen ist in.

Auf den allerersten Blick ist alles ganz normal: Dover besteht aus ein paar Leuten, die gerne Bier trinken, das eine oder andere rauchen, Fastfood essen, Chucks tragen und unter ihren verstrubbelten Frisuren Grimassen schneiden. Das trifft auf so ziemlich alle ‚The'-Bands der letzten Jahre zu, und dass sich im Booklet von ‚The Flame' auch ein Foto von den Beatles findet, verwundert nicht. Nun ist Dover aber keine ‚The'-Band, und die Musik klingt auch nur ein bisschen danach.
Die Schwestern Cristina und Amparo Llanos sowie Alvaro Díez und Jesús Antúnez, alle aus Madrid, bringen auf ‚The Flame' zwölf Songs zustande, die nach großer Bühne klingen und nach kleinen Clubs, nach Sonne und Rock'n'Roll; wenn man einen Film zu dieser Musik drehen würde - verdient hätte sie es -, müssten darin mindestens ein Strand, ein total abgewracktes, gerade noch fahrtüchtiges Auto und zwei manchmal betrunkene, immer sehr verliebte Menschen vorkommen.

Im Klartext: Selten haben spanische Musiker Gitarren schöner randalieren lassen; und noch seltener hat man eine Zuckerpop-Stimme wie die von Cristina Llanos so melodiös kippen und kratzen gehört wie auf ‚The Flame'. Mal zart ins Mikro flötend, mal wild durch die Gegend kreischend vermittelt die Sängerin von Dover einen Eindruck davon, was es heißt, das Potential von Pop maximal auszuschöpfen. Hier ein bisschen Rock, da eine Menge Punk, und dazu immer viele lupenreine Melodien, die beweisen, dass diese Band aus Spaniens Hauptstadt durchaus in der Liga der großen (Retro-)Poprocker mitspielen kann.
Und das jetzt, nach ihrem fünften Album, auch unbedingt sollte.

Dass man auch nach dem zehnten Durchhören keinen Song entdecken kann, bei dem man sehnsüchtig zur forward-Taste blickt oder diese betätigt, spricht für sich. Natürlich gibt es besonders fantastische Stücke ('The Flame', ‚Honest', ‚Die For Rock'n'Roll'); aber bei einer durchschnittlichen Songlänge von 2:30 Minuten kann man sicher sein, dass kein selbstdarstellerisches Gitarrensolo, kein ewiges Schlagzeugzwischenspiel, kein zehnminütiges Bass-Intro, kurz: kein Ton zuviel auf die Platte gelangt ist.

Wer ‚The Flame' kennt, wird den Sommer 2004 nicht aufgeben. Mal abgesehen vom Wetter ist er schließlich perfekt.

"Dover: The Flame"
ist ein Gast-Beitrag von Friederike Haupt.
© Friederike Haupt, Juli 2004

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