Diese Frau ist eine einzige Provokation. In lasziver Pose räkelt sie sich im Art Deco-Ambiente einer Chaiselongue. Wem das CD-Cover zu klein ist, für den hält sie das Bild noch einmal großformatig im Booklet parat, gleichsam als Pinup-Aufklapp-Poster. "Cuculand", so die Botschaft, ist ein Ort erotischer Verheißung.
Die provokative Ernüchterung folgt auf dem Fuße: Cucu Diamantes beginnt ihr Album mit einer "Ouverture" mit Micky Maus-Stimme - von Erotik keine Spur. Der gezielte Widerspruch, der rasante Wechsel zwischen der hitzigen Atmosphäre eines Nachtclubs und einer kalten Dusche hat etwas gefährlich Subversives: Cucu Diamantes treibt ein böses Spiel mit ihrem Publikum. Spätestens bei den Zeilen: "De ti, solo de ti yo sigo enamorada de ti" (Nur in dich bin ich verliebt) ist man ihr verfallen, dem elektrisierenden Zusammenspiel aus Salsa, Housebeats und kubanischem Temperament. Nur wirklich glauben mag man ihr nicht: Cucu Diamantes wird niemals nur dem Einem gehören - aber alle gehören ihr.
Denn zu diesem Zeitpunkt hat Cucu Diamentes ihr Feuer mit dem dem Auftakt "Mas fuerte" bereits entfacht - und den Hörer in ihren Bann gezogen. Der Song brachte ihr im vergangenen Jahr eine Nominierung für den Latin Grammy ein, ein Auftakt nach Maß für das Solo-Debüt der in den USA lebenden Kubanerin, die vorher in der Latin-Combo Yerba Buena spielte.
Die Art Deco-Optik des Albums hat ihren Sinn und jede Menge Sinnlichkeit. Cucu Diamantes inszeniert ihre Songs wie weiland im Cabaret. Für jedes Lied scheint sie in eine neue Rolle zu schlüpfen, mal ist sie Vamp, mal Disco Queen, mal Diva, oder sie gefällt sich in der Rolle der stolzen Latina im folkloristischen Kostüm, umgeben von mexikanischen Mariachi-Spielern. In jeder Rolle füllt sie die Mitte der Bühne aus, ist omnipräsent, schillernd und umwerfend mit ihrem Mix aus Latin Pop, Salsa und Merengue, House, Funk und Disco.
Doch die verführerische Pose ist Provokation und Täuschung zugleich. Cucu Diamantes ist nämlich auch ein politischer Mensch. Sie unterstützte den Präsidentschaftswahlkampf von Barack Obama und trat sogar zu seiner Amtseinführung in Washington auf. Mit Kollegen wie Rachid Taha, Angelique Kidjo, Natalie Merchant und Stephan Marley nahm sie, damals noch mit ihrer Band Yerba Buena, anlässlich des 60-jährigen Bestehens der UN-Konvention für Menschenrechte einen Song für amnesty international auf. Das hoffnungsfrohe Video zeigt die Musiker während der Performance des Songs vor der begeistert mit groovenden UN-Vollversammlung.
Nun scheint die Zeit reif für Europa: "Cuculand" ist am 23. April auch in Deutschland erschienen.