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Trobador aus Mali


"Ich bin ein Trobador, ich reise durch Länder und Städte. Bevor ich weiter ziehe, lasst mich für euch singen." Mit diesen Worten eröffnet der italienische Liedermacher Angelo Branduardi regelmäßig seine Konzerte. Branduardi bezieht sich dabei auf die Tradition mündlicher Überlieferungen von Nachrichten, Legenden und Geschichten in Form von Musik und kunstvollen Versen.

In Mali existiert diese Tradition noch heute. Sie wird von Griots aufrecht erhalten, musikalischen Geschichtenerzählern, die ihre Aufgabe von Generation zu Generation weitergeben und untereinander eine feste Gemeinschaft bilden, wie das Internetportal www.mali-music.com ausführlich beschreibt.

Kassé Mady Diabaté steht einerseits fest in der Tradition der Griots, doch andererseits hat er ihre musikalischen Möglichkeiten seit Beginn seiner Karriere deutlich erweitert, indem er schon früh begann, etwa kubanische Rhythmen in seinen Sound zu integrieren. So ist sein Equipment heute wohl zu groß, um damit von Dorf zu Dorf zu ziehen, zumal er neben Salif Keïta zu den großen Stimmen seines Landes gehört, zu dessen Auftritten sich längst weit mehr als nur vereinzelte Dorfgemeinschaften versammeln. Auch "Manden djeli kan", Diabatés aktuelles Album, versammelt eine Vielzahl von Musikern und Sängern, darunter übrigens auch der nicht minder berühmte Kora-Spieler Toumani Diabaté (er ist auf Björks Album "Volta" zu hören) und einige seiner Kollegen des "Symmetric Orchestra", mit dem Kassé Mady Diabaté schon früher zusammen gearbeitet hatte. Aufgenommen wurde es sowohl in Mali als auch in Paris.

Die einfühlsamen, sehr detailreichen und durchgängig rhythmischen Songs (ein Highlight ist sicherlich "Nankoumandjian" mit der hypnotisierenden Begleitung von zwei Koras (Toumani und Madou Diabaté), Balafon (Lansiné Kouyaté) und Bolon (Habib Sangaré), getragen von Mady Diabatés kraftvoller Erzählstimme, bringen dem internationalen Publikum eine alte, reiche Tradition näher. Das Booklet informiert ausführlich über Hintergründe der Griot-Geschichte, enthält jedoch leider keine Texte bzw. Textübersetzungen, was bedauerlich ist, da man die Geschichten dieses Trobadors aus Mali gern verstehen würde - bevor er weiter zieht.

© Michael Frost, 24.05.2009


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