2Step
kommt aus Großbritannien - und außer den Engländern fand bisher kaum
jemand die Mischung aus House, Hip Hop und Rhythm'n'Blues so richtig
clubtauglich. Nur ein paar Yuppies drängelten sich im Armani-Anzug und
Prada-Kostümchen auf den Tanzflächen der After-Work-Parties. Der gemeine
Diskogänger tobte sich weiterhin lieber bei altbekannten Rhythmen aus.
Dann aber kam er: Craig David, 19-jähriger Supersofti, mischte mit
seinem Debutalbum "Born To Do It" die Musikszene auf und machte den
Trend von der Insel zum Massenphänomen. Säusel, säusel. Die seichten
Klänge des Teenie-Schwarms umspülen seit einigen Wochen die Toppositionen
der Charts. Mit zwei erfolgreichen Single-Auskopplungen hat der Musik-Charmeur
ausreichend Promotion für sein erstes Album gemacht und brachte den
Verkauf desselben auch über die Grenzen Englands hinaus zum Laufen.
Aber
was macht Craig David zum Superstar? Ok, die Londoner Times betitelte
ihn als "R&B-Wunderkind" und Face nannte ihn den "größten Star des
Jahres". Aber außer dem verschobenen Beat hebt sich seine Musik nicht
sonderlich vom derzeitigen Einheitsbrei der Top10 ab. Herz-Schmerz-mäßig
schrammt Craig David am Mainstream vorbei und kann nicht einmal mit
medienwirksamen Skandalen aufwarten: Als Schwarm aller Schwiegermütter
nimmt er natürlich keine Drogen, raucht und trinkt nicht und kehrt
zum Mittag auch nicht für einen Burger bei McDonald's ein.
Der
Saubermann langte aber trotzdem heftig zu: "Born To Do It" machte
ihn zum Vorzeige-Musiker der 2Step- und UK-Garage-Bewegung und kaum
einer kann ihm die Ohrwurmqualitäten seiner Songs aberkennen. Ein
bisschen meint man R. Kelly aus den 12 Stücken der Platte herauszuhören,
aber Craig Davids Musik fehlt dann doch der Gänsehautfaktor des R&B-Meisters.
Der
erste Track des Albums "Fill Me In" war auch die erste Single. Mit
aparten Guitar-Picks und 2Step-Breaks machte der Noch-Teenie auf sich
aufmerksam und schob mit der zweiten Auskopplung "7 Days" einen weiteren
Hit nach. Der Song blubbert erfrischend munter durch die Charts und
der Videoclip, der an "Und täglich grüßt das Murmeltier" erinnert,
wird auf MTV rauf und runter gespielt.
Neben
Musik für die Beine ist auf "Born To Do It" auch Musik für's Herz
vertreten. Sanfte Rhythm'n'Blues-Klänge tönen dem Hörer bei Stücken
wie "Rendevouz" oder "Follow Me" aus den Boxen ans Ohr. Alles in allem
ein nettes Album, dass jedem gefallen wird, der das mag, "was gerade
so in den Charts ist", von der R'n'B-Welle befallen wurde oder einfach
nur ein bisschen chillen möchte.
Craig
David weiß als ehemaliger DJ, wie man den perfekten Musikcocktail
mixt, die Songs "funktionieren" und besitzen alle Elemente, die es
für einen Ohrwurm braucht. Doch das Album klingt fast zu perfekt und
man vermisst Ecken und Kanten, die Lieder einzigartig, liebenswert
und erinnerungswürdig machen.
"Craig
David: Born to do it" ist eine Gast-Kritik
von Inga Stumpf / November 2000
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