Wenn Ulrike Dangendorf ihr Akkordeon spielt, dann entlockt sie ihm poetische Bilder und Geschichten - ohne dafür andere Instrumente oder gar Text und Gesang einsetzen zu müssen.
"50 Minuten Akkordeon pur", wie sie selbst ihr neues Album umschreibt, können eine sperrige, schwer verdauliche Kost sein. Das Akkordeon ist ein wenig flexibel wirkender, "schwerer Kasten voller Luft" (Dangendorf), meist auch ohne viele Variationsmöglichkeiten. Dangendorfs Kollegin Lydie Auvray etwa zieht es daher vor, in Begleitung aufzutreten, inzwischen singt sie sogar, doch Ulrike Dangendorft verzichtet auf diese Beigaben ganz bewusst.
Die einzige Hilfestellung, die sie ihrem Publikum anbietet, ist die assoziative Bildsprache ihrer Titel. "Brombeerschnee" heißt ihr neues Album, und sofort meint man, das Dunkelrot der Beeren auf dem Weiß des Winters sehen, vielleicht sogar riechen zu können. Ulrike Dangendorf fängt diese Bilder mit der gleichen Hingabe in poetischen Klangfarbe ein, mit der sie für ihr voriges Album "Spuren" schon die Stimmung mediterraner Marktplätze zeichnete.
Ob "Tanz der Ziege", "Gezeitenlied", "Russisches Tagebuch", "Vogel-Trilogie", um nur einige Titel zu nennen: Alle Titel auf "Brombeerschnee" geben eine Assoziation vor, die vom Akkordeon 'nur' noch eingefangen werden muss. Ulrike Dangendorf löst die selbst gestellte Aufgabe in ihren sämtlich selbst komponierten Stücken immer wieder mit sinnlicher, lyrischer Strahlkraft mit einer Bandbreite von melancholischem Innehalten bishin zu überschäumendem Temperament.
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Michael Frost, 31.12.2008