Er
hat schon fast alles ausprobiert zwischen fragilen Bluesballaden und
fetten Hardcore-Breitseiten. Die Rede ist von Graham Coxon, Schön-
und Freigeist der englischen Musikszene, der mal wieder mit einem
neuen Album zuschlägt.
Das
musikalische Spektrum, das der Blur-Gitarrist auf seinem Solowerk
"The Kiss Of Morning" abdeckt, ist wie immer breitgefächert:
Es reicht von ergreifendem Folk-Blues ("Bitter Tears") über
traumhafte Folkballaden im Stile eines Bob Dylan ("Baby You're
Out Of Mind") und melancholischen Country ("Mountain Of
Regret") bis hin zu rüden Garagenrockexkursionen ("Do
What You're Told To").
Ein
Hang zum Schrägen, Simplen und Archaischen wird zum gemeinsamen
Nenner, der sich wie ein roter Faden durch alle Songs zieht, und dem
Album einen stimmigen Charakter verleiht.
Dabei
treibt Coxon sein Spiel mit dem Grellen mitunter etwas auf die Spitze,
wenn er beispielsweise in dem akustischen Midtempo-Stück "It
Ain't No Lie" einen Schuss "Ozzy Heavy" in eine akustische
Ballade gießt.
Ein
außergewöhnlicher musikalischer Kuss, der einen zwar Morgens
nicht aus den Federn bringt, aber in einer abendlichen Musestunde
geistige Erbauung schenkt. Stephan Stöckel
"Graham
Coxon: The kiss of morning"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Februar 2003
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